Sölden
Ein Panorama an Erlebnissen

Dass vier Personen gelangweilt in ihren Kassenhäuschen saßen, als ich die Karte kaufte, entlarvt das Argument als fadenscheinig. Ich lasse mich nicht gerne abwimmeln und komme immerhin soweit, dass ich den Chef der Kasse an die Telefonleitung bekomme. Als ich mich über die mangelnde Beratung beschwere, heißt es: «Mit diesem Vorwurf kann ich sehr gut leben.»
Ich mag die Häme in diesen Worten nicht und werde im Büro der Bergbahnen vorstellig, um die Sache zu klären, aber statt dessen bekomme ich zu hören, ich hätte hier jemandem «die Worte im Mund umgedreht». Damit ist das Gespräch faktisch beendet. Hier steht letztlich, juristisch gesehen, Aussage gegen Aussage.
Unmissverständlich bekomme ich zu verstehen, dass man bei zwei Millionen Kunden pro Jahr auf einzelne gut verzichten kann. Die Vermutung liegt nahe, dass Osteuropäer zunehmend die deutschen Kunden ersetzen, was es noch leichter macht, Beschwerden abzuwimmeln. Ich beschließe, mich an vorgesetzter Stelle über diese Art des Kundenumgangs zu beklagen.
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Ich zitiere an dieser Stelle das Tagebuch, das die Stimmung von damals
recht gut einfängt: «Ich treffe auf den Chef der Bergbahnen
Sölden, der sich mit dem Anliegen, das ich ihm vortrage, bereits
beschäftigt zu haben scheint. Er erklärt mir, dass das
Abrechnungsmodell keinen Spielraum zuließe. Ich erzähle ihm
von meinem Telefonat mit dem Chef der Kasse und auch davon, dass ich
ihn bereits aufgesucht hatte und ihm erklärt hätte, dass der
Satz über den Vorwurf mangelnder Beratung eine
Unverschämtheit gegen über Kunden bedeute. Der Chef der
Bergbahnen lässt keinen Zweifel daran, dass er den Tag in
Obergurgl nicht vergüten wird, verspricht mir aber, dass er mit der Kasse das Thema 'Umgang mit Kunden' noch diskutieren wird». Ich glaube auch, aus den Gesprächen mit den Verantwortlichen der Bergbahnen herauszuhören, dass sie den Tagespass Obergurgl nicht besonders schätzen. Das passt nahtlos zu meinen Erfahrungen. Dabei sollten sich meines Erachtens Sölden und Obergurgl ohnehin unter einem Skipass zusammenschließen, wodurch sich die Attraktivität beider Gebiete erheblich steigern ließe. In Zeiten immer größer werdender Liftverbünde wirkt die Abgeschottetheit zweier allein nur mäßig spannender Skigebiete anachronistisch.
Was aber besonders ärgerlich ist, weil Andere vormachen, dass es auch anders geht, ist ein Schild an einer Skipasskasse auf dem Tiefenbachferner: «Skipässe hier. Verlorene Skipässe werden nicht ersetzt!». Das passt gut ins Bild, das ich vom Vorgehen der Bergbahnen gewonnen habe. Dabei könnten die Skipässe ohne Weiteres gegen Vorlage einer kodierten Quittung gesperrt und ersetzt werden. Zermatt und Sankt Anton können das und weisen ihre Kunden beim Kauf auch explizit darauf hin, die Quittung für diesen Fall gut zu verwahren. Verloren sind nur ein paar Franken oder Euro Pfand für die Karte. Vorbildlich!