Die Radtour zum Nordkapp
Vorwort zu einer großen Reise
Sommer 1984: Ein Jahr nach dem Vordiplom kann ich mir die Zeit nehmen, um einen ambitionierten Traum in Erfüllung gehen zu lassen, eine Radtour zum Nordkapp. Nun, sicherlich ist der Norden schon aus Gründen der Temperatur nicht jedermanns Sache. Aber auch diesen Zeitgenossen sei versichert: Skandinavien ist nicht so kalt wie sein Ruf!
Semesterferien erlauben mir zwei Monate Urlaub, die ich dann auch bis zum letzten Tag nutze. Am 4. Juli
ist es so weit. Mit einem alten Fahrrad (Stahlfelgen, 10-Gang-Schaltung, Mittelzugbremsen) und etwa 20 kg
Gepäck mache ich mich in Bonn auf den Weg nach Norden. Wegen der noch moderaten Preise wird diese Fahrt, bei
der ich ein Hemd, eine Hose, eine Kette, einen Radmantel und 9 Speichen verschleiße, ca. DM 1800 kosten.
Darin sind die 11 Diafilme, von denen ich am Ende 300 Bilder rahme, bereits enthalten.
Das wichtigste auf dieser Reise ist aber etwas, was man nicht so einfach ersetzen kann: Meine Pfeife.
Ich kann die Mücken nicht zählen, die ich damit vertreibe - oder vor dem Einschlafen im Zelt töte. Vielleicht
ist das ja auch der Grund, warum ich dann einige Jahre später nicht mehr rauchen werde ...
Mit dabei wie auf den meisten Reisen: Die Olympus OM 2. Ferner ein 27er Schlüssel, um die Schraube der hinteren Kettenblätter zu lösen. Wegen der elenden Stahlfelgen und den damit verbundenen vielen Speichenbrüchen auf der Ritzelseite erweist sich diese Maßnahme als eine der wichtigsten der Tour. Platten habe ich allerdings keinen einzigen!
Auf dieser Reise nehme ich keinen Wecker mit, weshalb ich manche Nacht durchwachen muss, um die einzige Fähre des Tages nicht zu verpassen. Aber ich habe ein Tagebuch dabei, das mir heute noch eine authentische Beschreibung der Fahrt ermöglicht.