Wenn man al­lein auf ei­ne lan­ge Rei­se geht, abends viel­leicht an ei­nem ein­sa­men Berg­see hockt und den Tag Re­vue pas­sie­ren lässt, dann bie­tet es sich ge­ra­de­zu an, ein Fahr­ten­buch zu füh­ren. Zwar er­zählt es zu­meist, was es zu es­sen gab, wie das Wet­ter war und wen man ge­trof­fen hat, aber manch­mal fin­det man dar­in auch die Stim­mung ei­ner ganz be­stimm­ten Zeit wie­der. Und so ein Buch, zwei sorg­sam ge­hü­te­te Bän­de, lie­gen die­sen Ge­schich­ten zu Grun­de. Mehr als 70.000 km sind hier do­ku­men­tiert, da­von fast 25.000 km Mehr­ta­ges­tou­ren.

Weltkugel am Norkapp Som­mer 1984: Die mit 5800 km längs­te mei­ner Rad­tou­ren dau­ert ge­nau zwei Mo­na­te, füllt zahl­lo­se Sei­ten im Fahr­ten­buch und 11 Di­a­fil­me. Das al­te Bianci-Rad, Zehn­gang, Stahl­fel­gen, Renn­len­ker, ist ge­stoh­len, die Erin­ne­rung aber ver­blasst nicht. Schwer be­packt, ein stän­di­ger Kampf ge­gen Wind, Wet­ter, ein klam­mes Bud­get und mit­tel­mä­ßi­ges Ma­te­ri­al, so se­he ich die­se Rei­se heu­te. Aber sie hat mir auch un­ver­gleich­li­che Bil­der, Erin­ne­run­gen und gran­dio­se Land­schaf­ten auf­ge­tan, die man so nur er­lebt, wenn man sie kör­per­lich erfährt. Die Ge­schich­te ba­siert auf dem oben be­schrie­be­nen Ta­ge­buch und wur­de mitt­ler­wei­le um ei­ne kmz-Datei er­gänzt, da­zu ei­ne Voran­sicht auf OSM-Daten mit Git­ter­netz der UTM Zo­ne 34.

Durch Mit­tel­ge­bir­ge und Al­pen zum Stilf­ser Joch

Leutaschtal Som­mer 1985: Sie be­ginnt in Bonn und en­det dort wie­der: Die schnells­te mei­ner Rad­tou­ren bringt mich an 19 Ta­gen im Durch­schnitt je­den Tag 125 km weit. Sie führt mich durch die deut­schen Mit­tel­ge­bir­ge zu Vo­gels­berg und Rhön, durch den Bay­ri­schen Wald über Len­gries nach See­feld, über den Re­schen­pass nach Prad und zum Stilf­ser Joch. Von dort fah­re ich über Ofen­pass und Flüe­la nach Da­vos, über Zü­rich in den Schwarz­wald, über Col­mar durch die Vo­ge­sen und über Dahn und Bin­gen zu­rück nach Bonn. Ei­ne Rei­se mit vie­len High­lights von Ju­gend­her­ber­ge zu Ju­gend­her­ber­ge, mit Ta­ge­stou­ren zwi­schen 50 und 225 km und bis zu 2000 Hö­hen­me­tern.

Die ers­te Rad­tour in den fran­zö­si­schen Al­pen

Cîme de la Bonette Herbst 1987: Die ers­te Rad­tour in den fran­zö­si­schen Al­pen. Col de la Croix de Fer, Ga­li­bier, Col d'Izoard, Col de Vars, Res­te­fond/la Bo­net­te (2802 m), Col de la Couil­lo­le und Col d'Al­los hei­ßen die Eck­punk­te die­ser Rei­se. Zwar fah­ren wir an 8 Ta­gen ge­ra­de ein­mal 660 km weit, aber da­bei über­win­den wir über 14000 Hö­hen­me­ter.
Wir über­nach­ten in ein­fa­chen Ho­tels, manch­mal nur mit Du­sche auf dem Flur. Da­für er­le­ben wir Frank­reich ur­sprüng­lich, länd­lich, hilfs­be­reit und freund­lich. Un­ser al­tes Au­to parkt man kur­zer­hand in ei­ner Scheu­ne. Jetzt kann nur noch das Wet­ter pat­zen.

Die zwei­te Rad­tour in den fran­zö­si­schen Al­pen

Pré de Madame CarleGrand Parpaillon Fünf Jah­re nach der ers­ten Rei­se, im Herbst 1992: Rad fah­ren und Berg­wan­dern auf ei­ner Tour? Nun, vom Pré de Ma­da­me Carle las­sen sich zwei sehr schö­ne Hüt­ten im Ge­biet der Bar­re des Écrins er­rei­chen. Und so ma­chen wir uns mit Fahr­rad­t­a­schen und in Turn­schu­hen auf den Weg über den Glet­scher.
Schwe­re Pass­stra­ßen und ei­ne aus­ge­fal­le­ne We­ge­pla­nung füh­ren uns u. a. über Schot­ter­stra­ßen hin­auf zum Col du Grand Par­pail­lon und rund um den Grand Can­yon du Ver­don: Auch in die­sem Ur­laub steht das Rad fah­ren im Vor­der­grund ...

Der Rhein zwi­schen Ko­blenz und Bin­gen

Marksburg über Braubach Drei un­ab­hän­gi­ge Ge­schich­ten wid­men sich dem groß­ar­ti­gen Rhein­tal zwi­schen Bin­gen und Bonn: Ei­ne eher ge­müt­li­che Rad­tour mit Kin­dern, ge­fah­ren an zwei­ein­halb Ta­gen mit Über­nach­tun­gen im Zelt, ein Er­leb­nis­be­richt vom Volks­fest Tal to­tal, das bis­her stets am letz­ten Sonn­tag im Ju­ni statt­fand, so auch 2005 (aber nicht in 2020 und 2021), so­wie last but not least ei­ner ein­tä­gi­gen Fo­to­rei­se bei bes­tem Wet­ter im Au­gust 2007, do­ku­men­tiert mit di­gi­ta­ler Spie­gel­re­flex und GPS-Emp­fän­ger.

Bonn - Düs­sel­dorf - Le Tré­port

Radtour Düsseldorf - Le Tréport Ju­li 2006: Wer vie­le Jah­re nach le Tré­port ge­fah­ren ist, 30 km nörd­lich von Diep­pe an der Kanal­küs­te ge­le­gen, und sich fest vor­ge­nom­men hat, ein­mal den Weg als Rad­tour zu ma­chen, der fin­det bei mir na­tür­lich ein of­fe­nes Ohr. Ich bie­te mich ger­ne als Was­ser­trä­ger an und en­ga­gie­re mei­nen Sohn als Scher­pa. Mit ei­ner sol­chen Trup­pe kann prak­tisch nichts schief­ge­hen. Und so er­zählt die­se un­spek­ta­ku­lä­re Ge­schich­te von dem ge­glück­ten Ver­such, von Düs­sel­dorf aus in 5 Ta­gen auf Ne­ben­stra­ßen das Ziel zu er­rei­chen.

Bonn - Pa­ris - Bonn

Radtour Bonn-Paris 1982/84/86: Das zu­vor er­wähn­te Fahr­ten­buch hat­te ich von An­fang an von zwei Sei­ten ge­schrie­ben. Von «vor­ne» in Form ei­ner Lis­te, von «hin­ten», al­so auf dem Kopf, die Ge­schich­ten als Ta­ge­buch. Heu­te, mehr als 30 Jah­re spä­ter, er­laubt mir die­ses Buch die Re­kon­struk­ti­on der drei Rad­tou­ren, die mich ein­mal nach Pa­ris und zwei­mal in den Sü­den der fran­zö­si­schen Haupt­stadt führ­ten. Die de­tail­lier­te Lis­te der Or­te, die ich pas­sier­te, führt auf 3 sorg­fäl­tig di­gi­ta­li­sier­te Plots. Hier die Ge­schich­te da­zu.

Rad­tour zum La­go Mag­gio­re

Radtour zum Lago Maggiore 1983 En­de Sep­tem­ber 1983: Am Vor­mit­tag ab­sol­vie­re ich die letz­te münd­li­che Prü­fung im Vor­di­plom, am Nach­mit­tag schwin­ge ich mich aufs Rad und fah­re mit ei­nem Freund zum La­go Mag­gio­re. Wir ver­zich­ten auf ein Zelt, das uns die Al­pen­über­que­rung un­nö­tig er­schwert hät­te. Au­ßer­dem ist es be­reits sehr spät im Jahr, so­dass ein fes­tes Dach über dem Kopf nicht scha­den kann. We­gen der be­grenz­ten Mit­tel, die uns zur Ver­fü­gung ste­hen, wäh­len wir Ju­gend­her­ber­gen, wo im­mer es geht. Wie auf den Rei­sen zu­vor be­glei­tet mich mein Fahr­ten­buch, das ich, was ich bis­her nie ge­tan ha­be, hier ex­klu­siv zu Wort kom­men las­se, wenn auch in Fuß­no­ten kom­men­tiert ...

Ta­ges- und Wo­chen­end­tou­ren

Zu den gro­ßen Rad­tou­ren ge­sel­len sich noch Ta­ges- und Wo­chen­end­tou­ren, von de­nen ei­ni­ge im Rah­men der Ur­laubs­rei­sen auf­ge­führt und nä­her be­schrie­ben sind. Hier­zu zäh­len Pass­stra­ßen in den Py­re­nä­en, na­ment­lich Ho­spi­ce de Fran­ce, Pey­re­sour­de und Col d'Aspin, die Auf­fahrt zum Tour­ma­let und zum Mont Ven­toux.

Radtour zur Mosel 2017Ich hat­te vor vie­len Jah­ren Rad­tou­ren von Bonn zur Mo­sel ge­macht. Heu­te, 30 Jah­re spä­ter, tref­fe ich auf ganz an­de­re Be­din­gun­gen als da­mals. Der Ahr-Rad­weg war Stück­werk und die über ehe­ma­li­ge Bahn­tras­sen ge­führ­ten Rou­ten in der Ei­fel, teil­wei­se auf­wän­dig aus­ge­baut, gab es auch noch nicht. Im Ju­ni 2017 fährt ei­ne Grup­pe des Ski­club Bin­gen nach Zel­tin­gen, was mich da­zu be­wegt, mir ein ak­tu­el­les Bild zu ma­chen.

Schinderhannesturm, SimmernEi­ne Bil­der­ga­le­rie über ei­ne Ta­ge­stour von Wei­ler/Bin­gen über den Huns­rück nach Bad Ber­trich ist den deut­schen Mit­tel­ge­bir­gen, de­ren end­los lan­gen Stei­gun­gen, Win­drä­dern und dich­ten Wäl­dern ge­wid­met. Aber es gibt auch Kul­tur zu be­stau­nen, als da wä­ren Jo­hann La­fers Strom­burg und den Schin­der­han­nes­turm zu Sim­mern.

NürburgringEi­ne Rad­tour oh­ne Bil­der? Wür­de die über­haupt je­mand le­sen? Viel­leicht, wenn man das Stich­wort Nür­burg­ring in den Ring wirft? Rad fah­ren auf dem Ring? Rad am Ring! Mei­ne «Agen­da 20-10». Ein Tag mit dem Tou­ren­rad in der «grü­nen Höl­le». Vier Run­den und fast 2000 Hö­hen­me­ter auf zum Teil ex­trem stei­len Pfa­den, das macht die Fas­zi­na­ti­on aus. Wer hier noch nie ge­fah­ren ist und nichts dar­über ge­le­sen hat, der soll­te viel­leicht doch ein­mal ei­nen Blick in die Ge­schich­te wer­fen, da­mit er auf sei­ner drit­ten Run­de am En­de nicht noch schie­ben muss!

Über­sicht über al­le Tou­ren

Liste aller Radtouren Ne­ben den gro­ßen Tou­ren fin­den sich hier auch die we­ni­ger spek­ta­ku­lä­ren, u.a. 1400 km mit Zelt und Kin­dern durch Schwe­den. Die schöns­ten Rei­sen ha­ben mich aber in die Al­pen ge­führt. Das liegt im we­sent­li­chen dar­in be­grün­det, dass ich als Rad­ler nur ei­nen wirk­li­chen Feind ken­ne: den Ge­gen­wind.

Im Ge­gen­satz zu Ber­gen en­det der Ge­gen­wind nie. Im Ge­bir­ge hin­ge­gen fährt man im Wind­schat­ten der Ber­ge, wenn der Wind von vor­ne kommt und er­fährt Hil­fe, wenn er im Rücken weht. Und so tau­chen fol­ge­rich­tig un­ter den Etap­pen­zie­len oder -höhe­punk­ten so be­kann­te Na­men auf wie Sim­plon, Ma­lo­ja, Al­bu­la, Stel­vio, Flüe­la, Ga­li­bier, Izoard, Croix de Fer, Res­te­fond/la Bo­net­te. Ei­ne Über­sicht über die ge­fah­re­nen Pass­stra­ßen gibt es na­tür­lich auch.