Hom­ming­ber­ger Ge­par­den­fo­rel­le

Pro­fes­sor Hom­ming­ber­ger: Ein selt­sa­mer Kauz mit Lie­be zu Fo­rel­len

Hommingberger GepardenforelleAm nächs­ten Mor­gen weckt mich der an­ge­neh­me Ge­ruch von frisch ge­bra­te­nem Fisch. John kennt sich da­mit aus, oh­ne Fra­ge. Und es grenzt an ein Wun­der, wie er nach die­ser Men­ge Bier so früh auf­ste­hen konn­te. Ich krie­che aus dem Zelt, stre­cke die vom Schlaf auf har­tem Bo­den stei­fen Glie­der:
«I call them Hom­ming­ber­ger's chee­tah trout,» sagt John und hält mir tri­um­phie­rend ei­ne be­son­de­re Fo­rel­len­art un­ter die Na­se. Es ist auch we­ni­ger die Form als viel­mehr das Schup­pen­kleid, das so selt­sam an­mu­tet. Der Fisch ist selt­sam ge­scheckt und schil­lert da­zu gelb­lich.

Ich su­che nach ei­ner pas­sen­den Über­set­zung, brau­che aber zu­nächst ei­ne Er­läu­te­rung von John:
«Chee­tah is so­me­ti­mes cal­led a houn­ting-leo­pard, it is smal­ler than a leo­pard.»
Ge­pard ha­be ich her­aus­ge­fun­den, aber das ein­zi­ge, was mir zu Hom­ming­ber­ger ein­fällt, ist, den Ge­ni­tiv im Deut­schen weg­zu­las­sen und das selt­sa­me Tier als Hom­ming­ber­ger Ge­par­den­fo­rel­le zu über­set­zen. Mit dem Ge­ni­tiv nimmt es ja oh­ne­hin nie­mand mehr so ge­nau ...

Hommingberger Gepardenforelle - Glen Affric Der Aus­druck Chee­tah war mir bis­lang nur als Na­me ei­nes Af­fen in der Vora­bend­se­rie Dak­ta­ri ein Be­griff, das ist je­ne Se­rie über ei­nen Arzt im afri­ka­ni­schen Busch, von der man heu­te weiß, dass Fah­rer von Ge­län­de­wa­gen da­von ei­ne Fol­ge zu­viel ge­se­hen ha­ben. Aber John bringt mich an die­sem Punkt wei­ter:
«I must tell you about Pro­fes­sor Hom­ming­ber­ger. He was Swe­dish. He hap­pend to mar­ry the we­al­thiest wo­man in the area of Mal­laigh. Too old for me, that da­me, any­way, but not too old for the pro­fes­sor. His first na­me was Sö­ren. He ca­me from Up­sa­la. I think, he was a fool. His aca­de­mic re­pu­ta­ti­on was me­re­ly do­ne. When he ca­me he­re he had but one skirt and it was burnt by ci­ga­ret­tes. When he died he had ma­na­ged to ha­ve a se­cond one. His wi­fe was ve­ry shy and she ne­ver left the cot­ta­ge. It is said that a ser­vant bought this skirt ma­ny years ago.»

John und der Pro­fes­sor müs­sen zu­sam­men zahl­rei­che Tou­ren un­ter­nom­men und da­bei ei­ni­ges an Fi­schen weg­ge­fan­gen ha­ben, wenn ich sei­nen Be­rich­ten Glau­ben schen­ken darf. Der Pro­fes­sor ist heu­te tot und al­les, was von ihm ge­blie­ben ist, sind ein paar zwei­fel­haf­te Ver­öf­fent­li­chun­gen und die­se un­aus­sprech­li­che Na­mens­ge­bung für ei­ne exo­tisch an­mu­ten­de Fo­rel­len­art. Da­bei möch­te ich be­zwei­feln, dass es der Fisch zu ei­ner Kar­rie­re in den zoo­lo­gi­schen Lehr­bü­chern brin­gen wird.

Wie dem auch sei. Wir sind hung­rig und ma­chen al­les nie­der, was John am frü­hen Mor­gen ge­fan­gen hat. Er er­zählt mit vol­lem Mund, dass es die Hom­ming­ber­ger Ge­par­den­fo­rel­le nur in zwei Seen gä­be, Loch Voil und Loch Ness: «Ve­ry spe­ci­al kind of fish, ve­ry spe­ci­al. May­be, the trout needs a spe­ci­al en­vi­ron­ment to sur­vi­ve.»

«Viel­leicht», den­ke ich bei mir, nicht ah­nend, dass mir 25 Jah­re spä­ter der Fisch noch ein­mal über den Tel­ler ge­zo­gen wer­den soll.