Barre des Écrins
Bergwandern am Pré de Madame Carle
Die folgenden Ausführungen sind nicht zur Nachahmung
geeignet,
es sei denn, man kennt sich mit der Bergwelt ein wenig aus - und hat
einen
2-Personen Alu-Biwaksack für den Ernstfall dabei! Nur so ist der
scheinbar
bodenlose Leichtsinn zu erklären, mit dem wir uns vom Pré
de
Madame
Carle (1870 m) zur C.A.F. les Écrins (3170 m) aufmachen. Zuvor aber haben wir von Argentière la Baissee
im
Tal der Durance einen Aufstieg von 900 Höhenmetern mit dem Rad
bewältigt;
max. Steigung 16%.
*
Wir lassen die Räder am Restau im Talschluss, greifen uns die
Satteltaschen
und erobern mit Fahrradtaschen und in Turnschuhen auf einem gut
markierten
Weg die Gletscherzunge des Glacier Blanc. Ein guter Teil der
Tagestouristen
kehrt hier wieder um. Wir aber nehmen die extrem steile Eisentreppe in
Angriff, die uns auf einen von da an unspektakulären Weg zur
C.A.F. Hütte Glacier
Blanc bringen wird.
*
Auf 2550 m Höhe ist es immer kalt. Das muss auch Jörg
feststellen, der am Abend in der nicht geheizten Hütte so sehr friert,
dass der riesige Holztisch wackelt: «Wenn ich dich mit deinen kurzen
Hosen da so sitzen sehe, wird es mir noch kälter!», ist sein
Kommentar zu meiner Kluft. Aber
ich friere halt nicht so schnell - und bleibe ganz cool...
*
Am nächsten Morgen ist das Wetter so schön wie am Abend zuvor.
Wir erkundigen uns beim Hüttenwirt nach dem Weg zur C.A.F. les
Écrins, die malerisch über dem Gletscher liegt, umgeben
von bis zu 4000 m hohen Bergen.
Die
Antwort ist positiv: Bei diesem Wetter sollten wir uns keine Gedanken
machen.
Der Weg sei ausgesteckt und nicht zu verfehlen. Also ballancieren wir
auf
Schneebrücken über Gletscherspalten und erklimmen über Felsen
die Hütte. Wir bleiben etwa zwei Stunden dort oben, lassen uns von
ernsthaften Bergtouristen belehren, dass man mit so einer Ausrüstung
ja nun nicht in die Berge ginge, und genießen einfach das einzigartige
Panorama.
*
An diesem Nachmittag steigen wir wieder zum
Pré
de Madame Carle ab. Noch mehrere Tage lang spüren wir den
Abstieg von 1300 Höhenmetern auf Schritt und Tritt. Erholung bietet
ganz allein das Rad fahren.