
Wenn
es auf dieser Reise drei Höhepunkte gibt, dann ist der heutige Tage
einer davon. Jörg hat eine Passstraße ausfindig gemacht, die
in einem Motorradbuch als die Strecke für den
sportlichen
Enduro-Fahrer ausgewiesen
wird, die Straße zum
Col du Grand Parpaillon.Auf dieser Piste,
die jeweils 10 km vor und hinter der Passhöhe geschottert
ist und, laut Hinweisschild,

nicht
mehr unterhalten wird, zeigt sich die ganze Stärke des heutigen
Materials.
Hätte man diese Schotterstrecke mit Stahlfelgen und herkömmlichen
Speichen fahren müssen, wie ich sie auf der Radtour zum
Nordkap
noch benutzen musste, so wären wir sicherlich nicht sehr weit gekommen.
*
Aber zurück zum Pass: Wie findet man die Zufahrt? Von der N94, die
von Gap nach Briançon führt, biegt man bei
Embrun nach
St. André auf die
D 994
D
ab und dann kurz vor dem Ort in Richtung
Crévoux, wo wir
die Nacht in einem Hotel verbringen.

Während
die Zufahrt auf der
Carte Michelin 81 verzeichnet ist, liegt
die
Passhöhe bereits auf dem Blatt 84. Dieser Pass ist eine Alternative
zum
Col de Vars.
*
Was den Pass aber zu einem Ereignis der besonderen Art werden lässt,
ist unbestreitbar der
Tunnel auf der Passhöhe (2645 m).
Die Aufzeichnungen sagen dazu: «Fast 500 m lang,
einspurig,
unbeleuchtet, geschottert und voller Schlaglöcher, teilweise

der Boden vereist und mit Eiszapfen versehen, die drohend von der Decke
hängen, ist dies der unheimlichste Tunnel, den ich je durchfahren habe.»
Zu allem Überfluss hat die Schotterstrecke dazu geführt, dass
meine gut gefüllte Lenkertasche die Lampe zertrümmert hat, so
dass ich ohne Licht in den Tunnel fahren muss.

Wir «eiern» sozusagen möglichst in der Tunnelmitte durch den
Schlund; und natürlich kommt uns ein Wagen entgegen, so dass wir
absteigen müssen. In der Mitte wechselt der Tunnel das Gefälle, so dass
plötzlich der Ausgang zu sehen ist. Ab da sehen wir wegen der Blendung
nichts mehr von dem, was unmittelbar vor uns passiert. Aber wir
überstehen auch dieses Abenteuer und machen Fotos auf der Abfahrt.