Pa­ris 2025

Rück­fahrt Mais­se - Pa­ris - Bonn, 742 km

10. Tag: Mais­se - Pa­ris Beau Vil­la­ge, Pa­ris, 41 km

Ich wa­che früh auf und lie­ge noch ei­ne Wei­le wach. Um 7:30 Uhr ste­he ich auf und ko­che Kaf­fee. Nach dem Früh­stück mit mei­ner Frau und un­se­ren Freun­den pum­pe ich die Rei­fen auf, was aber kaum nö­tig ist, pa­cke den Kof­fer mei­ner Frau ins Au­to, wen­de den Wa­gen und be­la­de das Fahr­rad. Nach herz­li­chen Wor­ten und ei­ni­gen Fo­tos ver­ab­schie­de ich mich. Punkt 10 Uhr über­que­re ich am Bahn­hof von Mais­se die Glei­se.

Paris 2025, Campingidylle am Camping Paris Beau Village Ich fah­re nicht über die vor­ge­schla­ge­ne Rou­te son­dern über Bou­tigny. Hier ist ein­fach we­ni­ger Ver­kehr als auf der Stra­ße durch Mais­se. Ich fah­re den sel­ben Weg wie auf der Hin­fahrt. Kurz vor Brétigny-sur-Orge wer­fe ich Goo­gle an, um mich zum Cam­ping­platz Le Beau Vil­la­ge de Pa­ris zu brin­gen. Das funk­tio­niert gut, zu­letzt durch ei­nen Park, an den ich mich noch gut er­in­nern kann. Nach 41 km bin ich vor Ort. Oh­ne Re­ser­vie­rung geht hier nichts. Al­ler­dings gibt es ei­ni­ge we­ni­ge Stell­plät­ze für Ein­zel­wan­de­rer (For­fait vélo/ten­te). Ei­nen da­von be­kom­me ich.

Ich nut­ze den neu­en Cam­ping­stuhl, ko­che Kaf­fee und es­se zwei Croissants, die ich kurz hin­ter Bou­tigny ge­kauft ha­be. Sehr ent­spannt. Nach dem Kaf­fee ge­he ich du­schen. Die Sa­ni­tär­an­la­gen im hin­te­ren Be­reich sind klein aber sehr sau­ber und auch die Gäs­te sor­gen da­für.

Paris 2025, Filterkaffee in der Tasse aufgießen Ein äl­te­res hol­län­di­sches Ehe­paar baut auf dem Nach­bar­platz auf. Sie fah­ren nach San­tia­go di Com­pos­te­la und ha­ben noch 2.000 km vor sich. Am Abend se­he ich, dass sie so­gar ei­ne Lich­ter­ket­te mit­schlep­pen, die auf Ak­kustrom läuft.

Ich es­se zu Abend am Kiosk des Plat­zes. Ich will Wein im Glas or­dern, aber der Haus­wein ist aus. Rot­wein gibt es nur noch als Fla­sche und die als Bor­deaux. Aber der prä­mi­er­te 2022er lässt sich aus­ge­zeich­net trin­ken. Und 18 Euro ist kein Preis, über den man dis­ku­tie­ren müss­te. Die bei­den Spie­ße mit Pom­mes kos­ten 10 Euro und schme­cken gut. Ei­nen Salat su­che ich hier ver­geb­lich.

Ein hol­län­di­sches Paar setzt sich zu mir. Die bei­den sind un­ter­halt­sam. Bei­de spre­chen gut deutsch, fah­ren Snow­board und ar­bei­ten zeit­wei­se in der Ga­stro­no­mie in Ös­ter­reich. Er ist vor neun Jah­ren 2.600 km mit dem Rad durch Frank­reich ge­fah­ren. Sie wol­len sich das Fina­le der Tour de Fran­ce in Pa­ris an­se­hen, viel­leicht auch die Run­den in Mont­mar­tre. Er will noch den Mont Ven­tous mit dem Rad ma­chen. Ich emp­feh­le ihm, früh auf­zu­stei­gen we­gen des Ver­kehrs. Am­bi­tio­niert wenn man raucht.

Ich schrei­be ein we­nig für die so­zia­len Me­di­en. Da­bei er­fah­re ich, dass mei­ne Frau ge­gen 20 Uhr zu Hau­se an­ge­kom­men ist. Al­les gut. Ei­gent­lich woll­te ich von der Fla­sche Rot­wein et­was üb­rig las­sen, weil ich ja schon zu «4 heu­res» Rot­wein ge­trun­ken hat­te ...

11. Tag: Pa­ris Beau Vil­la­ge, Pa­ris - C. Les 3 Sources, L'Isle-Adam, 76 km

Paris 2025, Brasserie du Mont Blanc, 0,75 l Ei­ne Freun­din hat­te mir ein Bild ge­schickt von ei­ner Fla­sche Mont Blanc Bier, auf­ge­nom­men in Cha­mo­nix. Auf der Hin­fahrt hat­te ich beim Ausche­cken am Cam­ping de Pa­ris ge­se­hen, dass sie die­ses Bier ge­kühlt ver­kau­fen. Und da mich die Rei­se­rou­te zu­fäl­lig in der Nä­he des Plat­zes vor­bei führt, be­schlie­ße ich, dort Mit­tag zu ma­chen.

Ich durch­que­re Pa­ris vom Sü­den ins Zen­trum und wei­ter auf der Rue Ri­vo­li nach Wes­ten, vor­bei am Lou­vre und über den in­ne­ren Kreis am Tri­umph­bo­gen, in des­sen un­mit­tel­ba­rer Nä­he ich end­lich da­zu kom­me, ei­nen grand café zu trin­ken, ser­viert mit ei­nem Glas Was­ser, com­me il faut. Paris 2025, Champs-Elysées mit Triumphbogen Der einst ge­fürch­te­te Kreis­ver­kehr hat durch die ver­kehrs­be­ru­hi­gen­den Maß­nah­men sei­nen Schre­cken ver­lo­ren.

Am La­den des Cam­ping de Pa­ris tref­fe ich auf ei­nen Ame­ri­ka­ner, 68, der mit sei­ner deut­schen Frau in Ber­lin lebt, und der es mit dem Rad von Ber­lin bis hier­her ge­schafft hat. Sie kommt mit dem Flix­bus nach; weil sie da­mit auch das Fahr­rad trans­por­tie­ren kann. Da­nach geht es zu­sam­men nach Spa­ni­en. Wir un­ter­hal­ten uns über Aus­rüs­tung auf dem Fahr­rad und das von GNavigia pro­du­zier­te Pro­fil mit Cam­ping­plät­zen, wäh­rend ich das Bier, 0,75 Li­ter, und zwei Pain au cho­co­lat ver­til­ge. Ich Paris 2025, Grand café unweit des Triumphbogens zei­ge ihm die Sei­te cam­ping.in­fo, von der er so­fort be­geis­tert ist: «Das er­leich­tert mir die Pla­nung.»

Ich fin­de das Bier un­an­ge­nehm hop­fig. Nach fast zwei Stun­den set­ze ich die Fahrt fort. Ich ver­las­se Pa­ris über La De­fen­se, wo­bei ich zwi­schen den höchs­ten der Hoch­häu­ser durch­fah­re, mal auf schma­len, ver­schlun­ge­nen Pfa­den mit zahl­rei­chen Rich­tungs­wech­seln, mal auf ge­ra­den, üp­pig brei­ten Rad­we­gen, aber nie auf der Stra­ße. Mag sein, dass die Rad­au­to­bah­nen zur Rush­hour ih­re Be­rech­ti­gung ha­ben. Ich kom­me mir auf ih­nen ziem­lich ver­lo­ren vor. Hier und da muss ich ro­te Am­peln auch oh­ne Zu­satz­schild über­fah­ren, da­zu die all­ge­gen­wär­ti­gen Stopp­schil­der, sonst kom­me ich mit dem schwer be­la­de­nen Rad nicht vor­an. Mit zu­neh­men­der Ent­fer­nung von Pa­ris nimmt der Ver­kehr und auch die An­zahl der Am­peln ab. Am Nach­mit­tag nut­ze ich die Zwangs­pau­sen zum Was­ser­trin­ken, was ich auf­grund mei­ner Er­kran­kung oh­ne­hin nur im Ste­hen tun kann. Paris 2025, Radwegpassage zwischen den Hochhäusern von la Defense

An­ge­kom­men auf dem Cam­ping­platz bei L'Isle-Adam köpft mir der Be­sit­zer 5 Euro für die Nacht ab. Ich fin­de ei­nen net­ten Stell­platz in der Nä­he ei­nes an­de­ren Zel­tes, das von ei­nem Iren be­wohnt wird, Pe­ter, der in Dum­phries (Süd­schott­land) lebt. Er will nach Ams­ter­dam und wei­ter mit dem Schiff nach Ne­w­castle-upon-Tyne. Wir un­ter­hal­ten uns über sei­ne acht­wö­chi­ge Rei­se, den Br­e­xit und vie­le an­de­re Din­ge. Er ist von mei­ner tech­ni­schen Aus­rüs­tung an­ge­tan. Auch mei­ne Aus­füh­run­gen zum Grund­buch in­ter­es­sie­ren ihn, auch wenn ich den Be­griff «öf­fent­li­cher Glau­be» nicht glaub­wür­dig ins Eng­li­sche über­set­zen kann. Und auch er will sich cam­ping.in­fo ge­nau­er an­schau­en.

12. Tag: C. Les 3 Sources, L'Isle-Adam - C. L'Etang du Mou­lin, Sa­len­cy, 113 km

Paris 2025, Idylle im Ausflugsort l'Isle-Adam Ich star­te ge­gen 9 Uhr, nach­dem ich mich herz­lich von Pe­ter ver­ab­schie­det ha­be. Das Wet­ter ist tro­cken aber kühl. Das Smart­phone ist kom­plett auf­ge­la­den, die Uhr auch, al­ler­dings ver­ges­se ich sie ein­zu­schal­ten, wes­halb ich 2 km hin­zu­zäh­len muss.

In dem Drei­eck zwi­schen Boran-sur-Oise, La­mor­la­ve und Gou­vieux fah­re ich durch ei­nen Wald mit stern­för­mig an­ge­le­gen We­gen, die aus­nahms­los von Vil­len ge­säumt wer­den. Hier, un­weit von Pa­ris, wohnt of­fen­sicht­lich, wer in der Stadt Geld ver­dient hat. Von we­ni­gen al­ten Ge­bäu­den ab­ge­se­hen, die al­le­samt or­dent­lich re­no­viert wur­den, sind die Häu­ser neu, mo­dern und in groß­zü­gi­ge Grund­stücke ein­ge­bet­tet, von de­nen zahl­rei­che die Aus­ma­ße von Park­an­la­gen ha­ben. Ei­nen der We­ge gibt es so nicht mehr, er ist mit ei­nem Tor ver­sperrt, was wie­der ei­nen Um­weg be­deu­tet.

Ich kom­me gut vor­an, fah­re bis Pont­point ei­nen or­dent­li­chen Schnitt und kau­fe dort ein Croissant und zwei Pain au cho­co­lat. Lei­der fin­de ich die klei­ne Bä­cke­rei nicht wie­der, in der ich da­mals ein­ge­kauft hat­te. Erst zu Hau­se se­he ich auf der Kar­te, dass ich Pont­point gar nicht er­reicht hat­te, son­dern nach Pointe-Sainte-Maxence auf den Eu­ro­vélo 3 ein­ge­schwengt bin, der den Ort ent­lang der Oi­se um­geht. Ko­moot hät­te mich hier wie­der über Land ge­schickt, um ei­ni­ge Ki­lo­me­ter spä­ter auf den Rad­weg zu tref­fen. Das hat­te ich, der Be­schil­de­rung fol­gend, ab­ge­kürzt. Na­tür­lich wird der Weg da­durch län­ger.

Nach 63 km ma­che ich die ers­te Rast. Nach ei­ner hal­b­en Stun­de be­ginnt es zu reg­nen. Ich war­te 1½ Stun­den un­ter dem Re­gen­schirm. Als es don­nert bre­che ich auf. Ich wer­de nur leid­lich nass, dann lässt der Re­gen nach.

Auf dem Weg nach und in und um Com­pièg­ne fah­re ich über Wur­zelauf­brü­che der Ex­tra­klas­se, die das Rad wie wild hüp­fen las­sen. Für die Rei­se hat­te ich Lö­cher an der Auf­hän­gung ge­bohrt, um die al­te Len­ker­ta­sche mit Splin­ten si­chern zu kön­nen. Das ist jetzt Gold wert! Die­ser Zu­stand, der mich schon im vo­ri­gen Jahr mäch­tig ge­är­gert hat­te, ist ein Skan­dal! Jetzt fah­re ich hier berg­auf, wes­halb das Dra­ma halb­wegs ver­kraft­bar ist.

Ich durch­que­re Com­pièg­ne und kom­me hin­ter Choisy-au-Bac in den Wald, wo ich mir wie­der, der Be­schil­de­rung fol­gend, ei­nen län­ge­ren Weg aus­su­che als un­be­dingt nö­tig. Am En­de fah­re ich die D 165 bis Saint-Léger-aux-Bois, aber nicht, oh­ne mich an der Kreu­zung auf­grund der däm­li­chen Sprach­aus­ga­ben von Ko­moot zu ver­fah­ren.

Bis Pim­prez geht es zü­gig wei­ter. Ich fah­re in ei­nem auf­zie­hen­den Ge­wit­ter in den Ort und stel­le mich an ei­nem Haus mit Dach­über­stand un­ter, ge­ra­de vis à vis je­ner Stel­le, an der ich im vo­ri­gen Jahr ein Fo­to von der Be­schil­de­rung des Eu­ro­vélo 3 ge­macht hat­te. Ein freund­li­cher äl­te­rer Herr kommt aus dem Tor und er­zählt mir, dass das Ge­wit­ter fort­ge­zo­gen sei. Er zeigt mir den Weg Rich­tung No­y­on, was die Na­vi­ga­ti­on aber auch noch rich­tig macht. Kurz vor No­y­on bie­ge ich auf den Weg ent­lang des Canal la­te­ral à l'Oi­se ab.

Paris 2025, abenteuerliche Zufahrt nach Babœuf Wirk­lich dra­ma­tisch wird es dann we­nig spä­ter, als Goo­gle den Weg zum Cam­ping­platz ver­peilt. Vom Weg ent­lang des Kanals gibt es kei­ne Ab­zwei­gung, an­ders als Goo­gle mir das vor­ge­schla­gen hat. Ich fin­de mit­tels Ko­moot ei­nen Feld­weg, der aben­teu­er­lich ist, wo­zu ich erst ein­mal ei­ne mit Be­ton­wän­den ver­se­he­ne, ur­al­te Brücke über­que­ren muss. Dass es hier einst ei­nen re­gu­lä­ren Weg ge­ge­ben ha­ben muss, be­weist die heu­te ver­fal­le­ne und ge­sperr­te Brücke über den Kanal. Paris 2025, verrottende Brücke nahe Babœuf

Ir­gend­wie brin­ge ich das Rad im kleins­ten Gang an die D 1032, de­ren Zahl be­sagt, dass sie mal ei­ne Na­tio­nal­stra­ße war. Ich kann die schnur­ge­ra­de, viel be­fah­re­ne Stra­ße über­que­ren und er­rei­che steil berg­auf Babœuf, den Nach­bar­ort von Sa­len­cy, wo der Cam­ping­platz liegt. Was Goo­gle mir ver­schwie­gen hat: Zwi­schen Babœuf und Sa­len­cy gibt es gar kei­ne Stra­ße!

Paris 2025, verrottende Brücke nahe Babœuf Die wei­te­re Weg­stre­cke führt mich zu ei­nem Drit­tel durch Wald, Wie­sen und über wei­te­re Feld­we­ge. Sat­te 5 km hät­te ich mir spa­ren kön­nen. Das Rad ist to­tal ver­saut. Und na­tür­lich ha­ben mir die Pe­da­le die Bei­ne zer­kratzt bei dem Ver­such, das Rad bergab über Hohl­we­ge zu schie­ben, die mit der ak­tu­el­len Be­la­dung un­be­fahr­bar sind.

Der Cam­ping­platz passt zum Tag. Er ist ab­ge­le­gen und hat le­dig­lich ei­ne klei­ne Bar, die 20 Mi­nu­ten nach mei­ner An­kunft schlie­ßen soll. Es ist ein Teich da­bei, an dem man auf Fo­rel­len an­geln kann. Ich wer­fe al­les ab, ge­he zur Bar und kann, weil an­de­re auch noch blei­ben, ei­ne Tü­te Chips es­sen und ins­ge­samt 3 Bier trin­ken, die hier im­mer die Grö­ße 0,25 l ha­ben. Das Bier ist für fran­zö­si­sche Ver­hält­nis­se wirk­lich gut! Das ver­söhnt mich mit den Stra­pa­zen der An­fahrt.

Beim Abend­es­sen vor dem Zelt setzt wie­der Re­gen ein. Ich trin­ke zwei Tas­sen Kaf­fee und ge­he du­schen. Ge­nug für heu­te!

13. Tag: L'Etang du Mou­lin, Sa­len­cy - Le Val d'Oi­se, Étréau­pont, 98 km

Nach der Auf­re­gung ges­tern Abend bin ich heu­te nicht ganz so zü­gig un­ter­wegs. Nach frü­hem Auf­bruch noch vor 9 Uhr kom­me ich oh­ne Zwi­schen­fäl­le und auf di­rek­tem Weg zu­rück auf den Che­min de Hala­ge (Lein­pfad). Ich fol­ge ihm bis Chauny, wo ich im sel­ben Le­bens­mit­tel­la­den ein­kau­fe wie im Vor­jahr. Der jun­ge Fran­zo­se, in den 30ern, ist noch ge­nau­so freund­lich wie da­mals. Auch dar­an er­in­ne­re ich mich. Ich kau­fe zu­sätz­lich ei­nen 21er Côte du Rhô­ne.

Paris 2025, Mittagessen am Kanal mit Rotwein Da­nach fah­re ich zum Bä­cker und or­de­re Pain com­plet, Pain au cho­co­lat und ein Croissant. Zu­rück am Kanal fah­re ich mich in ei­ner Bau­stel­le fest. 3 km Um­weg kom­men so zu­sam­men. Das Wet­ter ist be­deckt aber gut, är­gert mich je­doch bei der Mit­tags­pau­se, wo ich den Re­gen­schirm über dem Es­sen auf­span­ne, selbst aber nicht nass wer­de. Ich gön­ne mir ein ¼ vom Wein und es­se üp­pig. Bei die­ser Ge­le­gen­heit fül­le ich den Rest der Wein­fla­sche in ei­ne der Cola-Fla­schen um, die ich für die­sen Zweck mit­füh­re.

Paris 2025, Straßenszene in Thenelles Nach über ei­ner Stun­de fah­re ich wei­ter. Hier und dort wird man we­gen Bau­ar­bei­ten am Weg oder am Kanal selbst um­ge­lei­tet. Auf die­se Wei­se kom­me ich u. a. nach The­nel­les.

Ich ha­be noch mehr als 50 km vor mir. Zwei oder drei Orts­durch­fahr­ten ste­hen vie­le Ki­lo­me­ter am Kanal, auf Wald­we­gen und der Bahn­tras­se ge­gen­über. Es ist von der Stre­cken­füh­rung ei­ner der bes­ten Ta­ge die­ser Rei­se, sieht man von der Venn­bahn­tras­se ein­mal ab. Zwi­schen Origny Sain­te Be­noîte und Gui­se muss ich ei­nen Berg auf we­nig be­fah­re­nen Land­stra­ßen über­win­den, da­nach geht es zü­gig hin­un­ter in den Ort. Noch am Orts­ein­gang tref­fe ich auf ei­nen Rad­weg, an den ich mich erst er­in­ne­re, als ich die stei­le Auf­fahrt se­he. Dann fällt mir wie­der ein, dass ich bis Étréau­pont gut 20 km auf ei­ner al­ten Ei­sen­bahn­li­nie fah­ren wer­de. Sehr an­ge­nehm.

Nach 98 km er­rei­che ich ge­gen 18 Uhr den 2-Sterne-Cam­ping­platz. Mor­gen wer­de ich be­zah­len. Das Wet­ter soll wie­der schlech­ter wer­den. Dann fah­re ich halt we­ni­ger.

14. Tag: Le Val d'Oi­se, Étréau­pont - Mau­beu­ge, Air­bnb, 80 km

In Étréau­pont ha­be ich kurz vor dem Zu­bett­ge­hen be­schlos­sen, die Rou­te über Mau­beu­ge zu le­gen und dem Eu­ro­vélo 3 im Ori­gi­nal zu fol­gen. Beim Früh­stück be­mer­ke ich zu­dem, dass ich un­be­dingt ei­ne neue Gas­kar­tu­sche brau­che. Viel vor für heu­te.

Paris 2025, frühere Eisenbahnbruecke bei Neuve-Maison Zu­nächst blei­be ich auf Rad­we­gen durch Wäl­der ent­lang der Oi­se, wohl wis­send, dass ich noch ei­ne Was­ser­schei­de über­win­den muss. In Hir­son fah­re ich an ei­ner Ein­mün­dung auf ei­ne Bä­cke­rei zu, die mir ein sehr le­cke­res Voll­korn­brot ver­kauft. Voll­korn­brot, Pain com­plet, un­ter­schei­det sich si­gni­fi­kant von Ba­guet­te, ins­be­son­de­re in der Form. Aber es ist ge­nau so lo­cker ge­ba­cken. Mit un­se­ren fes­ten Bro­ten hat das nichts zu tun.

Ob­gleich die Da­me hin­ter der The­ke mein Tou­ren­rad ge­se­hen hat, weist sie mich dar­auf hin, dass wer zwei glei­che Tei­le kauft, ei­nes um­sonst be­kommt. Ich neh­me die Wer­bung ger­ne an und or­de­re zwei Pain au cho­co­lat so­wie ein Croissant. Mehr will ich nicht auf Vor­rat kau­fen. Spä­ter bei der Rast stel­le ich fest, dass das Scho­ko­la­den­bröt­chen sen­sa­tio­nell viel Scho­ko­la­de ent­hält.

Noch in Hir­son bie­ge ich ab und krab­be­le den ers­ten Berg hin­auf. Da­nach geht es auf und ab, bis ich schließ­lich nach stei­ler Ab­fahrt auf je­nen Fisch­teich mit Res­tau­rant tref­fe, Étang de pêche du Pas Ba­yard, von wo aus ich mich da­mals äu­ßerst müh­sam den Berg hoch­ge­quält hat­te. Es geht wei­ter auf und ab, so­dass letzt­lich 500 Hö­hen­me­ter zu­sam­men­kom­men, erst mit dem Über­schrei­ten der bel­gi­schen Gren­ze wird es fla­cher. Bei Ohain um­geht Ko­moot noch ein­mal die Haupt­stra­ße, dann er­rei­che ich Trélon und da­nach Gla­ge­on, wo ich im Su­per­markt ein­kau­fe. We­nig spä­ter bie­ge ich auf ei­ne al­te Ei­sen­bahn­li­nie ab, wo ich bald dar­auf ei­ne Bank fin­de, auf der ich mich aus­brei­ten und Pau­se ma­chen kann. Der Rad­weg ist von ho­her Qua­li­tät.

Hin­ter Sars-Pote­ries geht es über vie­le Ki­lo­me­ter mit merk­li­chem Ge­fäl­le bergab. Und ob­gleich mich Ko­moot wie­der über ei­ne Ab­kür­zung schi­cken will, fol­ge ich kon­se­quent dem Eu­ro­vélo 3, der mir den Au­to­ver­kehr vom Lei­be hält.

Das ei­gent­li­che Aben­teu­er be­ginnt, als ich vor dem ge­schlos­se­nen Tor des Cam­ping mu­ni­ci­pal de Mau­beu­ge ste­he. Ich ma­che auf cam­ping.in­fo ei­nen Platz aus, den ich er­rei­chen könn­te, der von der Rou­te aber weit ent­fernt liegt. Ich ru­fe an um si­cher­zu­stel­len, dass er ge­öff­net ist: "Nein" lau­tet die Ant­wort. Al­so ent­schei­de ich mich für Air­bnb.

Paris 2025, Zeltlager im Innenraum - Unterkunft über Airbnb in Maubeuge Wenn man dort noch nicht re­gis­triert ist, be­deu­tet das ei­ne Ve­ri­fi­ka­ti­on der Iden­ti­tät. Das ist be­son­ders span­nend un­ter ei­nem Re­gen­schirm (in die­sem Fall hat ein gro­ßer Baum ge­reicht), da man ein Fo­to vom Per­so­nal­aus­weis ma­chen muss und von sich. Hat man all das ge­schafft, er­hält man die Durch­sa­ge, dass der Be­sit­zer 23 Stun­den Zeit hat, auf die An­fra­ge zu ant­wor­ten. Aus der An­zei­ge ha­be ich ei­ne un­ge­fäh­re Vor­stel­lung von der La­ge, und so ma­che ich mich oh­ne Rück­mel­dung des Ver­mie­ters auf den Weg in die Ge­gend der Woh­nung. Tat­säch­lich er­reicht mich un­ter­wegs ei­ne Zu­sa­ge und An­ga­ben zur Woh­nungs­über­ga­be, die aus ei­nem Käst­chen mit me­cha­ni­schem Zah­len­schloss be­steht.

Paris 2025, Fahrrad im Flur - Unterkunft über Airbnb in Maubeuge Das Fahr­rad par­ke ich im Haus­flur, Mil­li­me­ter­ar­beit. Ob ich das darf? Ich fra­ge bes­ser nicht. Wer Bau­mör­tel im Flur ab­stellt, kann sich nicht erst­haft über ein platz­spa­rend ab­ge­stell­tes Rad be­kla­gen. Den Forums­la­der neh­me ich mit aufs Zim­mer. Die Ta­schen tra­ge ich ei­ne schma­le, sehr stei­le Trep­pe hoch. Das Zim­mer ist schön und mo­dern ein­ge­rich­tet, al­ler­dings fehlt ein Stuhl, auf dem man be­quem sit­zen könn­te. Durch die La­ge un­term Dach wird es au­ßer­dem sehr warm. Als ich an­kom­me, ist es der­art sti­ckig, dass ich erst ein­mal lüf­ten muss. Es gibt zwei Ven­ti­la­to­ren im Raum, von de­nen ei­ner in die De­cken­lam­pe ein­ge­baut ist. Er läuft nur, wenn das Licht ein­ge­schal­tet ist, des­sen Schal­ter zu­gleich der Ge­ne­ral­schal­ter ist. Pas­send zur heu­ti­gen Zeit: Die Lade­in­fra­struk­tur für Smart­pho­nes ist vom Ge­ne­ral­schal­ter aus­ge­nom­men. Sie läuft auch in der Nacht.

Ich ge­he zum Abend­es­sen. Ich ha­be mir drei Re­stau­rants vor­ge­nom­men, aber schon das Vier­tel, in dem ich hier woh­ne, ist ei­ne Ka­ta­stro­phe. Ich ma­che ei­ne gro­ße Run­de durchs Elend, zu­letzt schaue ich, was Goo­gle da­zu sagt. (Bei den We­gen über Land ver­arscht mich der selbst­er­nann­te Gott des In­ter­nets ja im­mer wie­der.) Schließ­lich lan­de ich im "Le ta­lier de Di­dy's". Das Res­tau­rant soll "am bes­ten be­wer­tet" sein, sagt Goo­gle. Tat­säch­lich be­zah­le ich 40,50 Euro für ei­nen Pas­tis, ei­ne Vor­spei­se, ein Haupt­ge­richt und ein Pi­chet de vin rou­ge. Es bie­tet afro-euro­päi­sche Kost und ich bin von dem Er­geb­nis be­geis­tert. Wann ha­be ich zu­letzt ei­nen ge­mischt Salat mit al­ler­lei exo­ti­schen Früch­ten und mit sü­ßer Bana­ne ge­ges­sen?

Der Rück­weg über den Lein­pfad der Sam­bre dau­ert kaum 20 Mi­nu­ten. Dies­mal über­rascht mich Goo­gle an­ge­nehm. Das Res­tau­rant hat mei­nen Abend ge­ret­tet.

15.Tag: Mau­beu­ge, Air­bnb - JH Na­mur, 109 km

Paris 2025, entlang der Sambre am Morgen Der We­cker klin­gelt um 6 Uhr. Ich ma­che Früh­stück und es­se mit mög­lichst we­nig Ein­wir­kung auf die Kü­che. Nur ei­nes der schar­fen Mes­ser hat es mir an­ge­tan, weil es das Brot so viel bes­ser schnei­det als meins. Ich rei­ni­ge den Herd und al­les wei­te­re im Stu­dio, was die Putz­frau er­war­ten kann. Um 8:30 Uhr ha­be ich die stei­le Trep­pe zwei­mal be­zwun­gen und das Rad be­la­den. Der Schlüs­sel ist zu­rück in sei­nem Käst­chen. Ich fah­re di­rekt auf den Che­min de Hala­ge, den ich vom Vor­abend ken­ne.

Paris 2025, entlang der Sambre am Vormittag Der zum Teil star­ke West­wind bläst mir an die­sem Tag or­dent­lich in den Rücken. Ich kom­me gut vor­an. Un­ter­wegs pos­te ich je ein Bild vom Mor­gen, Vor­mit­tag, Mit­tag. Die Land­schaft ist eben­so un­spek­ta­ku­lär wie schön. Der Rad­weg ist in sehr gu­tem Zu­stand. Al­les ist sau­ber und auf­ge­räumt. Bei Char­le­roi wird zu­nächst der Stra­ßen­be­lag im­mer schlech­ter, dann auch das Land­schafts­bild. In­dus­trie­an­la­gen, dar­un­ter vie­le ver­rot­te­te, lö­sen die Kanalland­schaft ab. Wohl­ge­merkt, die Sam­bre ist ein Fluss und kein Kanal, aber durch den Aus­bau und die Schleu­sen ist die­ser Fluss nicht von ei­nem Kanal zu un­ter­schei­den. Mit der In­dus­trie kommt der Schmutz, die wil­den Müll­kip­pen; man pas­siert her­un­ter­ge­kom­me­ne Häu­ser und Mau­ern mit Na­to­sta­chel­draht auf der Mau­er­kro­ne. Gru­se­lig.

Paris 2025, entlang der Sambre am Mittag - Charleroi In der In­nen­stadt ist Char­le­roi sau­ber und mo­dern. Ich hat­te fest­ge­stellt, dass das Gas zur Nei­ge geht, al­so fra­ge in ei­ner Bou­lan­ge­rie nach ei­nem Ge­schäft für Cam­ping­be­darf: «Es gibt hier ei­nen Dé­c­ath­lon.» Al­so fah­re ich die 1½ km hin. Die gro­ße Ent­täu­schung: Die kleins­te Kar­tu­sche füh­ren sie nicht mehr.

Paris 2025, entlang der Sambre am Nachmittag - Abtei Floreffe Ich hat­te schon frü­her ge­se­hen, dass die 206er Se­rie lang­sam aus­stirbt, aber das ich das noch er­le­ben muss! Un­ver­rich­te­ter Din­ge fah­re ich zu dem für fran­zö­si­sche Ver­hält­nis­se klei­nen Car­re­four in der In­nen­stadt und kau­fe ei­ne Fla­sche Wein, da­mit ich beim Mit­ta­ges­sen, das dies­mal als ers­te Pau­se erst nach 75 km ge­gen 14 Uhr statt­fin­det, we­nigs­tens et­was Wein zum Es­sen ha­be. Wäh­rend der Pau­se ver­wöhnt mich die Son­ne. Ich re­ser­vie­re te­le­fo­nisch ei­nen Platz in der JH Na­mur.

Da­nach treibt mich der auf­fri­schen­de Wind vor sich her, so­dass ich oh­ne gro­ße An­stren­gung und mit 5 Mi­nu­ten Schau­er­pau­se nach knapp 109 km in der JH an­kom­me. Mit 110 m ist das mit Ab­stand der Tag mit den we­nigs­ten Hö­hen­me­tern. So muss sich ei­ne Rad­tour ent­lang der Do­nau an­füh­len.

16. Tag: Na­mur JH - C. Vieux Mou­lin, Sip­pe­nae­ken, 118 km

Paris 2025, Namur Festung mit Seilbahn Wie im Vor­jahr in der Ge­gen­rich­tung ist die Etap­pe auch heu­te 118 km lang, ob­gleich ich den Lein­pfad 10 km hin­ter Huy ver­las­sen muss, weil Bau­ar­bei­ten zu sei­ner Ver­bes­se­rung an­ste­hen. Es ist die längs­te Etap­pe der Tour. Der Rücken­wind ist mor­gens leicht, treibt mich aber zu­ver­läs­sig von hin­ten an, so­dass mich auch die 500 Hö­hen­me­ter nicht wirk­lich aus­brem­sen. Ab Mit­tag mer­ke ich deut­li­chen Schub, der mir in der Ebe­ne ent­lang der Maas (Meu­se) or­dent­li­che Ge­schwin­dig­kei­ten er­laubt.

Zu Be­ginn der Tour tref­fe ich ei­ne Grup­pe äl­te­rer deut­scher Her­ren, die mit ih­ren Strom­rä­dern un­ter­wegs sind. Sie hat­ten mich über­holt, wäh­rend ich das Be­la­den ei­nes Last­kahns fo­to­gra­fier­te. Paris 2025, Schiffe beladen vom LKW Ich kann we­gen des Rücken­winds oh­ne Pro­ble­me ne­ben ih­nen her­fah­ren. Sie brin­gen mich auf die Idee, bei Lidl nach ei­ner Kar­tu­sche Cam­ping­gaz zu schau­en. Die gibt es dort zwar nicht, aber ich be­kom­me die Emp­feh­lung, in ei­nem Bri­co­mar­ché in der Nä­he nach­zu­fra­gen. Und ob­gleich man mich nicht rich­tig ver­steht, führt man mich in ei­ne Ecke, wo Kar­tu­schen la­gern. Sie wer­den im­mer noch für Löt­lam­pen ver­wen­det. Dass das Gas in der al­ten Kar­tu­sche bis zum En­de der Rei­se rei­chen wird, birgt ei­ne ge­wis­se Iro­nie in sich.

Der Tag bie­tet kei­ne wei­te­ren Be­son­der­hei­ten. Das Wet­ter ist wech­sel­haft, lässt mir aber Zeit für ein kom­plett tro­ckenes Mit­ta­ges­sen. Noch vor Liè­ge ge­ra­te ich in hef­ti­ge Schau­ern, aber ich kann mich, nur leicht feucht wer­dend, un­ter dem Re­gen­schirm ge­gen die schlimms­ten At­ta­cken weh­ren.

Ge­gen Abend wird es rich­tig nass. Da ich mich für kei­nen Schlaf­platz ent­schei­den kann, fah­re ich schließ­lich durch zum Vieux Mou­lin. Nur 600 m vor dem Cam­ping muss ich un­ter den Re­gen­schirm, und in der Re­zep­ti­on sit­zend geht ein Guss her­un­ter, dem auch die al­ten Ort­lieb-Taschen nicht al­le wi­der­ste­hen kön­nen. Der Schlaf­sack wird un­ten leicht feucht, eben­so der Schlaf­an­zug. Ich war­te noch ein­mal ei­ne hal­be Stun­de, bis ich das Zelt auf­bau­en kann. Kaum steht es, ge­hen wei­te­re Re­gen­schau­ern her­nie­der.

Paris 2025, zahmes Karnickel am Zelt auf dem Camping Vieux Moulin Schon im Vor­jahr hat­te ich wahr­heits­ge­mäß von ei­nem zah­men Kar­ni­ckel auf dem Vieux Mou­lin be­rich­tet. Und auch in die­sem Jahr be­sucht mich wie­der so ein Tier am auf­ge­stell­ten Zelt an der Gren­ze zu den Nie­der­lan­den. Ent­we­der ist sein Fell deut­lich hel­ler ge­wor­den, oder es ist ein an­ders Tier mit der sel­ben Ver­hal­tens­stö­rung.

In der war­men, üp­pig di­men­sio­nier­ten Bar es­se ich ein eben­so üp­pi­ges Cro­que Mon­sieur und trin­ke ei­ni­ge Ju­pi­ler. Ich zah­le 24,50 für al­les zu­sam­men. Es wird auch nicht mehr als ich nach­fra­ge, ob auch tat­säch­lich 5 Ju­pi­ler be­rech­net wur­den.

Wäh­rend­des­sen ge­hen wei­te­re hef­ti­ge Schau­ern nie­der. Das wird ei­ne feuch­te Nacht wer­den, für die ich 11,50 Euro be­zah­le plus ei­nen für die Du­sche. Da­bei sagt der Wet­ter­be­richt, dass ich mich fürs Du­schen nur vor das Zelt stel­len müs­se. Trotz­dem ge­he ich ge­gen 23:30 du­schen. Ich wer­fe die Mün­ze ein und nach 3 Se­kun­den wird der Strom ab­ge­schal­tet. Na ja, heu­te war du­schen ver­zicht­bar. So rich­tig warm ge­wor­den bin ich nicht.

17. Tag: C. Vieux Mou­lin - Bonn, 107 km

Der Mor­gen be­ginnt un­er­war­tet un­spek­ta­ku­lär. Es ist tro­cken und nicht zu kühl und wenn es in der Nacht wei­te­re Schau­ern ge­ge­ben ha­ben soll­te, dann oh­ne Be­ein­träch­ti­gung mei­ner Aus­rüs­tung. Ich kann in mei­nem neu­en Stuhl sit­zend das Früh­stück zu­be­rei­ten. Bei der zwei­ten Tas­se Kaf­fee setzt dann aber doch ei­ne Schau­er ein, die ich un­ter dem Schirm zu­sam­men­ge­kau­ert über­ste­he. Ich schlie­ße al­le Do­sen und neh­me Brot und Kaf­fee mit un­ter den Schirm.

Auch we­gen des Re­gens bre­che ich erst um 10 Uhr auf. Ich fah­re auf je­nem Weg, den ich vo­ri­ges Jahr hin­ge­fah­ren war. Da­bei muss ich ei­ni­ge Hö­hen­me­ter über­win­den, um auf die Tras­se zu­rück­zu­fin­den. Nach dem En­de der Tras­se krab­be­le ich über die Stra­ße zum Vaal­ser­berg hin­auf, um dann so­fort Paris 2025, zurück in Deutschland - Dom zu Aachen in die Ab­fahrt nach Aa­chen über­zu­ge­hen. Um 11:28 Uhr fo­to­gra­fie­re ich dort den Dom, nach­dem ich kurz zu­vor in der Bä­cke­rei ge­gen­über ein Croissant und ein hal­b­es Voll­korn­brot er­stan­den ha­be.

We­nig spä­ter bin ich zu­rück im Ver­kehr. Im di­rek­ten Ver­gleich mit den Bel­gi­ern und Fran­zo­sen merkt man erst ein­mal, was für er­bärm­li­che Au­to­fah­rer die Deut­schen sind. Vor Ver­kehrs­in­seln über­ho­len, schnei­den und un­ver­schämt knapp Ab­bie­gen hät­te ich frü­her den an­de­ren bei­den Na­tio­nen zu­ge­schrie­ben, um­so er­staun­li­cher ist, wel­cher Grad an Lehr­n­un­fä­hig­keit, im Volks­mund «Dumm­heit» ge­nannt, sich in Deutsch­land auf­tut. Kein Wun­der, dass es so vie­le Un­fäl­le mit Fahr­rä­dern gibt. Im Sprech der Au­to­fah­rer­maul­hel­den sind na­tür­lich im­mer die Rad­fah­rer schuld. Aa­chen, Dü­ren, Erft­kreis und Ahr­wei­ler tun sich be­son­ders un­rühm­lich her­vor. Für das Schnei­den beim Über­ho­len soll­te der Füh­rer­schein für 3 Mo­na­te ent­zo­gen wer­den, dann wür­de sich das Ver­hal­ten sehr schnell än­dern.

Nach­dem ich Dü­ren hin­ter mir ha­be, fah­re ich öf­ter auf Wirt­schafts­we­gen, was die Sa­che ent­spannt. Am En­de bie­ge ich bei Blies­heim auf den Erft-Rad­weg ein. Von dort sind es kei­ne 30 km mehr bis nach Hau­se. An mei­ner Eis­die­le in En­de­nich kau­fe ich nach lan­gen Fahr­ten im­mer noch ein Eis. Heu­te ist es nur noch Tra­di­ti­on, um gu­ten Tag zu sa­gen, weil ich seit mei­ner Er­kran­kung im Ra­chen lei­der kei­nen Ge­fal­len mehr an Eis fin­de. Die bei­den Eis­män­ner fah­ren selbst ein we­nig Rad, wes­halb sie im­mer zu­erst nach der Län­ge der Tour fra­gen. Da macht sich die Ant­wort «1.500 km» na­tür­lich gut. Dass ich heu­te 620 Hö­hen­me­ter fah­re, hät­te ich nicht er­war­tet. Die 107 km hin­ge­gen pas­sen gut zur Pla­nung.