Bonn - Paris - Bonn 1984
Zweite Fahrradtour in die Nähe von Paris (Ballancourt)
Hinfahrt: | 19.03.-22.03.84 |
Rückfahrt: | 27.03.-31.03.84 |
Als Karte diente die Michelin 1:200.000, preiswert, genau und mit vielen Höhenangaben versehen. Straßennummerierungen wurden im Laufe der Zeit geändert, viele Nationalstraßen wurden den Departements übergeben, sobald Autobahnen deren Funktion übernahmen. 2016 wurden im Rahmen einer Gebietsreform auch Ortsnamen geändert.
km | Wegpunkt | Fahrtenbuch, zitiert und nacherzählt |
0 | Bonn |
Bonn-Trier: Ein harter Tag. Das Wetter ist schön aber kalt mit Tageshöchsttemperaturen um 12°C. Ein mäßiger Südostwind bläst mir zumeist als leichter Gegenwind entgegen. Es ist die viertlängste Tagestour bisher. Die Höhepunkte sind:
Trier-St. Mihiel: Nach einer lauten Nacht in der JH mache ich mich gegen 8 Uhr auf den Weg. Fahrradwege bis zur luxemburgischen Grenze. Bei mäßigem Gegenwind erreiche ich gegen Mittag die französische Grenze. Entlang der Mosel gemütlich. Bei Garisse trinke ich den ersten starken franz. Kaffee. Danach folgen die Reaktorblöcke von Cattenom. Auf der D 1 geht es nach Thionville hinein: Kohle und Hüttenwerke, Schmutz und Staub, Arbeiterreihenhäuser, graue Straßen. Folge der Orne flussaufwärts, gleiches Bild. Moyeuvre und Auboué sind trist. Jenseits der Autobahn Saarbrücken-Paris ändert sich das Bild, fahre auf kleinen RDs, entlang des Étang de Lachaussée. Erreiche Vigneulle bei Einbruch der Nacht. Da die D 901 wenig befahren ist, wähle ich St. Mihiel als Etappenziel. Unheimlich ist die Fahrt durch den Bois de Versel bei völliger Dunkelheit und mit wenig Licht. Um 20 Uhr an der JH, geschlossen. Zwei Campingplätze, ebenfalls geschlossen. Ich steige nach 177 km in einem 1-Sterne-Hotel ab, wo ich in der Bar eine Pfeife rauche und Wein trinke. St. Mihiel-Boulages: Verlasse St. Mihiel um 745 nach einem grand café. Habe noch eine Erkältung in den Knochen, die ich mir wohl schon vor Trier geholt habe. Mit sanften Steigungen und langer Abfahrt geht es auf kaum befahrener Straße nach Rumont, wo ich auf die N 35, «Voie Sacrée» treffe, heftigst umkämpft im 1. Weltkrieg. Kilometersteine tragen Stahlhelme aus Bronze und die Abkürzung «N.V.S». Eine makabre Mahnung, leider nicht ernstgenommen. Bis Bar-le-Duc ist sie Mahnmal, endet in Dizier. Mangels Nebenstraßen bleibe ich auf der wenig befahrenen RN. Bis Planrupt folge ich kleinen Straßen, danach fahre ich auf noch kleineren Straßen, fast ohne Verkehr. Bei Boulage ist es so spät, dass ich an einem Waldrand, sichtgeschützt gegen die Straße, zelten kann. Ich trinke ½ l Wein, den Rest fülle ich in die Feldflasche. Boulages-Ballancourt: Nach knapp 500 km an den ersten drei Tagen wird dieser Tag zur Tortur. Ich rette mich von Ort zu Ort und absolviere die 134 km bei grandiosem Wetter und mit letzter Kraft. Ich stehe bei Sonnenaufgang auf und erreiche Ballancourt gegen 1745, wo ich auf meinen Freund Georg und seine Lebensgefährtin Mireille treffe. Mit 158 km/Tag fahre ich nur unwesentlich weniger als auf der ersten Tour nach Paris (178 km/Tag). Für die Rückfahrt versuche ich, eine kürzere Strecke zu finden. Ballancourt-Verdilly: Start nach ausgiebigem Frühstück gegen 10 Uhr. Auf den ersten 50 km angenehmes Wetter, dann Regen bis zum Abend. Meide die großen Straßen. Der Hintern schmerzt nicht mehr so stark. Das Regenzeug rutscht auf dem Sattel. Reizvolle Landschaft. Bei Azy reißt die Kette, weil das Kettenschloss bricht. Bei der Reparatur Finger versaut. Kurz vor Toresschluss erreiche ich die Touristeninformation (Syndicat d'Initiative), Château Thierry. Ergebnis: Schöne und preiswerte Nacht auf der Ferme des Loisirs in Verdilly. Am nächsten Morgen einfaches Frühstück mit gutem Kaffee. Verdilly-Reims: Fahrt über Land nach Reims. Ich verlasse die Piccardi und erreiche nach nur 64 km aber heftigem Auf und Ab Reims. Nutze den Nachmittag für Stadtbummel und Besuch der Kathedrale. Übernachtung mit Frühstück im Centre International de Séjour: 50 FF. Preiswert. Reims-Neufchâteau: Verlasse Reims gegen 830. Ich folge der unerwartet wenig befahrenen D 380 bis ins Departement Ardennes, wo die Nummer wechselt. Bedeckter Himmel mit Rückenwind aus Süd bis Südost. Von Vouzier aus folge ich der Straße nach Sedan bis Quatre-Champs, wo sie schmal und feldwegähnlich wird, aber gut asphaltiert. Die sanften Höhen der Ardennen sind malerisch, Sonne, dunkle Wolken und leichte Regenschauern. Einsam steht eine Bar an einer Kreuzung, die Schilder vom Zahn der Zeit zernagt. Ein sehr altes Mütterchen bedient mich. Der Kaffee ist Nescafé für FF 1,20 (50 Pfennige) die Tasse, unverschämt billig. Bis Carignan sind die Straßen großartig, wenn auch stärker frequentiert. Über Matton verlasse ich Frankreich, wo ich vergeblich versuche, die restlichen Franc in DM oder belgische Franc zu tauschen. Das ginge erst wieder in Belgien, sagt man. Im Lande (des François Mittérand) würden nur harte Währungen getauscht. Die Grenze passiere ich auf Schleichwegen durch den Bois du Banel, wo ich einen Schlagbaum mit einem Verbot des Übertritts ignoriere. (Der genaue Weg ist heute nicht mehr rekonstruierbar). In Herbeumont ist die JH geschlossen: «Keine Heizung!». In Neufchâteau übernachte ich umsonst, weil ich abends spät ankomme und morgens früh weg bin. Alles ist feucht und klamm. Neufchâteau-JH Kronenburg-Baasem: 20 km «Auftauen» stehen an diesem Morgen im Vordergrund. Bis Bastogne, wo zahlreiche Panzerwracks und ein großes Monument noch von den verlustreichen Schlachten der Ardennenoffensive zeugen, brauche ich etwa 2 Stunden. Ich tausche deutsches Geld und ruhe mich in einem Café am Marktplatz aus. Danach verlasse ich die erstaunlich wenig befahrene N 15 in Richtung Longvilly. Nach einer langen, flachen Abfahrt folgen die luxemburgischen Berge. Danach Hohes Venn mit ständigem auf und ab. Rast mit Kaffee. Um 1630 überquere ich die deutsche Grenze. Nach etwa 10 km erreiche ich die JH Kronenburg-Baasem, groß, freundlich geführt und preiswert (heute historisch). Ich schreibe Tagebuch, dusche und schlafe mich aus. Am Morgen Frühstück mit Bohnenkaffee. JH Kronenburg-Baasem-Bonn: Bis Dahlem fahre ich auf gut asphaltierten Wirtschaftswegen, da die B 51 hier Autostraße ist. Noch ein letztes Mal heftiges Auf und Ab. Sehr steil die Abfahrt nach Eicherscheid, max. 13%. In Badmünstereifel mache ich Rast und kaufe ein Geburtstagsgeschenk für den 89. meiner Oma. Den Rest der Tour «reiße ich ab». Gegen 13 Uhr bin ich zu Hause, kaufe ein. Zur Belohnung gibt es ein gutes Kotelett zum Mittagessen. Fazit: Eine gute Tour, über weite Strecken hinweg auf wenig befahrenen Straßen. Landschaftlich teilweise äußerst reizvoll. |
26 | Bad Neuenahr | |
45 | Ahrbrück | |
60 | Jammelshofen | |
78 | Kelberg | |
91 | Daun | |
102 | Bleckhausen | |
116 | Großlittgen | |
137 | Zemmer | |
156 | Trier, JH | |
171 | Wasserbillig | |
186 | Wormeldange | |
207 | Schengen | |
232 | Thionville | |
249 | Roselange | |
263 | Batilly | |
275 | Mars-la-Tour | |
287 | Lachaussée | |
301 | Vigneulles | |
318 | Hotel in St. Mihiel | |
334 | Villotte-sur-Aire | |
353 | Bar-le-Duc | |
377 | Saint Dizier | |
392 | Étang d'Outines | |
419 | Chavanges | |
442 | Ramerupt | |
456 | Ormes | |
470 | Zelt vor Boulages | |
492 | Conflans-sur-Seine | |
512 | Le Mériot | |
538 | Donnemarie-Dontilly | |
563 | Le Châtelet-en-Brie | |
572 | Chartrettes | |
588 | Ponthierry | |
599 | Ballancourt | |
613 | Corbeil | |
630 | Brie-Comte-Robert | |
644 | Tournan-en-Brie | |
661 | Montcerf | |
676 | Coulommiers | |
688 | Rebais | |
699 | D 407 | |
717 | Château-Thierry | |
723 | Verdilly - Ferme des Loisiers | |
740 | Courmont | |
748 | Goussancourt | |
763 | Faverolles-et-Coëmy | |
782 | Reims, Centre International des Séjours | |
800 | Époye | |
810 | Bétheinville | |
822 | Machault | |
839 | Vouziers | |
856 | Brieulles-sur-Bar | |
866 | Sommauthe | |
875 | Beaumont | |
884 | Mouzon | |
905 | Sainte Cécile | |
921 | Saint-Médard | |
932 | Neufchâteau, Camping du Lac | |
961 | Bastogne | |
989 | Troisvierges | |
1001 | Oudler | |
1012 | Sankt Vith | |
1031 | Manderfeld | |
1045 | Kronenburg, JH (hist.) | |
1062 | Blankenheim | |
1080 | Bad Münstereifel | |
1093 | Palmersheim | |
1113 | Bonn |