Die Or­kney In­seln und der Hum­mer

Ru­hi­ge Ta­ge in St. Mar­ga­ret's Ho­pe

£ 3.90 kos­tet die Über­fahrt nach Ul­la­pool, wo ich die Nacht in der Ju­gend­her­ber­ge blei­be und abends am Pier ei­nem Du­del­sack­spie­ler lau­sche, üb­ri­gens ein sel­te­nes Schau­spiel, wenn man von den of­fi­zi­el­len Er­eig­nis­sen ein­mal ab­sieht. Auf dem Weg in Rich­tung Or­kney Is­lands fah­re ich die ma­le­ri­sche West­küs­te ent­lang. An der Ky­le­stro­me Fer­ry (Fäh­re) ver­pas­se ich es, Bil­der zu ma­chen, aber die Land­schaft ist hier wirk­lich groß­ar­tig.
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Bei Dur­ness, das wie­der  mit ei­nem Leucht­turn auf­war­ten kann, be­ob­ach­te ich  See­vö­gel, die in Fels­lö­chern nis­ten. Von dort geht es über Tongue nach Doun­reay, wo die bri­ti­sche Atom­lob­by in ei­nem In­for­ma­ti­ons­zen­trum ge­ball­te Wer­bung für ih­ren «schnel­len Brü­ter» macht. Und wo wä­re der bes­ser auf­ge­ho­ben als in ei­ner men­schen­lee­ren Ge­gend. Am Abend er­rei­che ich John o' Groat's, der nörd­lichs­ten Ecke der bri­ti­schen Haup­tin­sel, kor­rekt Dun­net Head. Auf der Fäh­re spre­chen mich Ein­hei­mi­sche an und la­den mich auf ein Bier im Pub ein. Na­tür­lich neh­men sie mich im Au­to mit, das mit den Schlüs­seln im Zünd­schloss am Ha­fen steht: «Drin­king al­co­hol whi­le dri­ving is the on­ly cri­me in this part of the world.», er­zäh­len sie mir auf dem Weg in die nächs­te Knei­pe, wäh­rend der Fah­rer ei­ne wei­te­re Büch­se Bier lehrt und die­se aus dem of­fe­nen Fens­ter wirft. Und so lan­de ich mit mei­nem Zelt am En­de auf ei­ner Wie­se am Ha­fen von St. Mar­ga­ret's Ho­pe.
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Im­mer­hin fin­de ich An­schluss und die Ge­le­gen­heit, mit ei­nem äl­te­ren Fi­scher auf Hum­mer­fang zu ge­hen. Die Fahrt, die mich von Sca­pa Flow an den Zu­sam­men­fluss von Nord­see und At­lan­tik führt, ist ein ech­tes Er­leb­nis. Zum ers­ten Mal se­he ich, wie Hum­mer in Reu­sen ge­fan­gen wer­den, be­kom­me am Abend so­gar noch ei­ne Mahl­zeit aus Kreb­sen, die sich zwangs­läu­fig in den Reu­sen ver­fan­gen, und ver­brin­ge ei­nen Abend als Gast im Hau­se des Fi­schers. Das Abend­es­sen ist äu­ßerst ein­fach, aber an die­sem Tag ha­be ich ge­lernt, wie schwer es ist, das zu ver­die­nen. Die Schot­ten sei­en gei­zig, heißt es. Nein, sie sind arm. Und das We­ni­ge, das sie ha­ben, tei­len sie noch be­reit­wil­lig.