
Wir
verlassen die Schlucht schließlich mit einem Auto, das uns nach Millau
mitnimmt. Dort stehen wir erst einmal eine Weile am Straßenrand,
bis eine Ente mit «Jesus lebt!»-Aufklebern an uns vorbei fährt.
Schließlich kehrt der Wagen um und eine nette jüngere Dame hält
an: «Man kann nicht an Jesus glauben und einfach weiter fahren»,
ist ihr Kommentar. Nun, vielleicht wäre sie das besser, denn während
sie unentwegt auf uns einredet und uns Jesus in höchsten Tönen
preist, rast sie mit Enten-Endgeschwindigkeit durch die Kurven in
Richtung
Montpellier. Da es tendenziell bergab geht, ist das Ganze weniger
lustig.
Wenn die so weiter fährt, denke ich bei mir, ist sie schneller bei
ihrem Herrn, als ihr lieb sein mag.
*
In Montpellier betrachten wir den Nachbau einer römischen Wasserleitung
aus dem 18. Jh., die durch ihre Länge von fast 900 m
besticht. Von dort trampen wir in Richtung Osten und
erreichen
schließlich Aigues-Mortes, ein wichtiger Kriegshafen der Kreuzfahrer,
der heute aber verlandet ist und etwa 4 km im
Landesinneren
liegt. Der Ort ist ganz von Festungsmauern umgeben, die wesentlich
wuchtiger
sind als die von Rothenburg. Auch gegen Carcassonne brauchen sich diese
Mauern nicht zu verstecken. Nicht alle Autos in
der Stadt sind so alt wie das auf dem Foto - und im Sommer gibt es hier unzählige Touristen, sicherlich der Wirtschaftsfaktor Nummer 1.
*
Von hier geht es schließlich weiter nach Osten, dem neuen Jahr
entgegen. In einem kleinen Café lesen wir vom Einmarsch russischer
Truppen in Afghanistan. Eine Bombe ist gezündet, die Europa noch lange
in Atem halten soll.