Auf dem Gipfel des Ben Nevis
Über den Dächern von Glasgow
Die
Jugendherberge
von Loch Ossian ist eine von mehreren urigen Herbergen in Schottland.
Nur
mit dem Landrover, zu Fuß oder mit der Bahn (und einer Meile Fußweg)
zu erreichen, liegt sie abseits von allem Luxus zwischen kargen Bäumen
versteckt an einem kleinen See. Das Waschwasser zieht man mit dem Eimer
aus dem See. Die Herberge ist spartanisch - aber gemütlich. Und
natürlich
ist sie in allen alternativen JH-Verzeichnissen eingetragen, so dass
eine
internationale Lagerfeueratmosphäre aufkommt, auch wenn sich das
einzige
Feuer im Haus aus Gasflaschen speist. Ob das heute noch so ist?
*
Ich verlasse die JH nach einer Nacht. Hier kann man ohnehin nichts
machen.
Und wenn das Wetter schlechter wird, bleibt eigentlich nur die Bahn,
weil
die Feldwege unpassierbar werden. Ich folge der Eisenbahnlinie bis zum
Loch Treig, wo die Bahn scharf nach Norden abbiegt und malerisch am See
entlang in Richtung Fort William zieht.
*
Der
heutige Tag ist mit über 20 Meilen und einem Aufstieg von fast 1400
Höhenmetern der schwerste Tag der ganzen Reise. Ich schleppe die gut
20 kg Gepäck auf meiner Fjäll Räven Kraxe über
mehr als 25 Kilometer, bevor der Aufstieg beginnt. Es ist bereits
Nachmittag,
als ich den "Weg" in Angriff nehme. Von Osten her gibt es allerdings
gar
keinen Weg. Was bleibt ist Blockkletterei vom Feinsten mit Tritten von
fast einem halben Meter Höhe. Ich balanciere mehr, als dass ich steige.
Aber nach weniger als drei Stunden bin ich oben auf dem Gipfel. Und das
an dem denkbar schönsten Abend, den man hier erleben kann.