Bordeaux
Die große, alte Stadt an der Garonne
Wir
verlassen nun für immer die Küste und fahren nach Bordeaux, wo
wir uns uns für das Hotel Clemenceau entschließen, sehr zentral gelegen und von außen im Stil der Jahrhundertwende.
Der Blick aus dem Fenster auf das gegenüberliegende Café ist sicherlich besser als der Blick von draußen in unser Zimmer. Und wenn man beklagt, dass dies oder jenes der Reparatur bedürfe, so wird man mit unendlicher Geduld darauf verwiesen, dass man sich des Problems annehmen werde, was natürlich nicht geschieht.*
Das Wetter ist launisch und gegen Abend wird es empfindlich kalt.
Entlang
der Garonne, der einst die
Größe der Stadt als Handelshafen begründete, heute aber
seine Bedeutung für die Hochseeschifffahrt verloren hat, erstrecken
sich weite, sinnlose Freiflächen, die allenfalls als Parkplatz dienen.
Wir schauen uns um in einer der berühmtesten Städte Frankreichs,
die über viele Jahre und über eine wechselvolle Geschichte hinweg
mit England und den englischen Königen verbunden war. Von der Sonne
verwöhnt und durch den Handel reich geworden, hat sie eine ganze Reihe
von Sehenswürdigkeiten angesammelt. Unvergleichlich der Baustil, der
viele französische Städte prägt, von den Kriegen der Neuzeit
unberührt.
*
Unser Weg durch Bordeaux führt uns zum Monument aux Girondins, das
zu Ehren der Girondisten in der Nationalversammlung erichtet wurde.
Dieses
Denkmal ist nicht nur fürchterlich geschmacklos, sondern auch schwer
überfrachtet mit Symbolik. Jedes Viech und jeder nackte Busen hat
hier seinen Sinn.
Der
geschichtliche Hintergrund liegt darin, daß die gemäßigten
Girondisten den blutrünstigen Jakobinern unterlegen waren, was zu
einer unrühmlichen Phase der französischen Revolution führte
und einem eher kleinwüchsigen General den Weg zur Macht ebnete:
Napoléon.
*
Nun, wir lassen Geschichte Geschichte sein und genießen die letzten
Stunden in der Stadt, deren Wein mir nicht so viel Wert ist, wie den
Franzosen
und den Kennern in aller Welt. Vielleicht muß man ja auch sehr viel
Geld ausgeben, um einen guten Bordeaux zu trinken. Da ziehe ich doch
lieber
einen Côte du Rhône oder einen Burgunder vor.
Der Blick aus dem Fenster auf das gegenüberliegende Café ist sicherlich besser als der Blick von draußen in unser Zimmer. Und wenn man beklagt, dass dies oder jenes der Reparatur bedürfe, so wird man mit unendlicher Geduld darauf verwiesen, dass man sich des Problems annehmen werde, was natürlich nicht geschieht.