Flims Laax Falera
Die Skiroute Masegn-Falera
Ich möchte die beiden nicht verschrecken, zumal ich sie für Schweizerinnen halte, aber dann ringe ich mich doch zu einer Warnung durch: «Die gelben Pisten sind Skirouten. Und von dieser hier, der Nummer 84, erwarte ich keine einfache Abfahrt!» Es ist ja auch hundsgemein, wenn man die Einfahrt so weit als Piste präpariert, wie man sehen kann. Hat man die Biegung einmal passiert, sieht alles ganz anders aus.
In der Seefahrt nennt man es «Schanghaien», wenn sich jemand nichts ahnend mit einer hübschen jungen Dame in eine Bar begibt, ein oder zwei Bier trinkt - und am nächsten Morgen mit Brummschädel auf hoher See erwacht. Zwar wird man auf Masegn nicht gezwungen, in See zu stechen, aber das Erwachen ist ungefähr das gleiche! Die Schneeverhältnisse sind an diesem Morgen sehr speziell und die Spur ist im oberen Drittel noch nicht ausgefahren.
Bereits auf den ersten Metern sehe ich, dass ich jede Kurve einzeln fahren muss. Schuss fahren ist hier auch nicht möglich, dafür ist das Gelände zu steil. Plattgefahrene Stellen, auf denen man mit einer Vollbremsung anhalten könnte, gibt es auch nicht. Jede Kurve erfordert einen Sprung und das Hochreißen der Skienden. Diese Art der Fortbewegung hält mich lange auf. Meine Zeitschätzung geht im Schwerschnee unter.
Schließlich erreiche ich den Wald. Dort wird die Spur sehr schmal, aber dadurch mussten alle schon einmal hier durch und haben zu meiner Freude eine gut passierbare Buckelpiste hinterlassen. Leider endet dieser Abschnitt bald wieder und ich komme auf vereiste Wiesen mit mäßig Schnee. Dort gilt es, die wenigen zusammenhängenden Spuren zu finden, die die Grasbüschel umgehen. Einige Passagen sind heikel und erfordern laufen lassen und wieder scharf abbremsen.
Dann treffe ich erneut auf den Wald, wo im Schatten der Bäume genug Schnee zurückgeblieben ist, um sorglos zu fahren. An einer Stelle hat man jedoch die Bäume am Südhang gefällt, und wo diese fehlen ist der Schnee von der Sonne aufgezehrt worden. Ich hebe meine Ski über die Stelle hinweg. Weniger als 100 Meter später treffe ich auf den Schlittelweg, der am Ende des Waldes ebenfalls ausgeapert ist. Da hilft nur noch das Tragen auf der Schulter, sehr zur Belustigung derer, die im Lift nach Curnius sitzen. Was sie nicht ahnen: Nach den Strapazen dieser Abfahrt ist das Laufen eine echte Wohltat!