2007 - Erstmals gegen den Uhrzeigersinn
Auf neuer Route zum Stockhorn!
Eine der wichtigsten Neuerungen im Winter 2006/07 ist
die Umlaufgondel von Furri zum Riffelberg. Sie hat das
Skigebiet in des Wortes wahrstem Sinne «umgekrempelt». Und
wie immer sind die wirklich guten Fahrer die Nutznießer dieser
Bahnanlage. Aber beginnen wir vorne und mit einer Frage: «Was hat
Cervinia, was Zermatt nicht hat?». Antwort: «Polizei auf
der Piste!».
Sonst nichts, wirklich nichts. Ich habe mich oft über die unverschämte Preispolitik geärgert, aber das Fahren am Limit der technischen Möglichkeiten und eigenen Fähigkeiten war immer etwas, was man in Cervinia machen konnte, zumindest die ersten beiden Stunden des Tages, in denen der Italiener seinen Schönheitsschlaf hält. Mit der Polizei ist das passé! Jetzt gibt es von Dienst wegen Frühaufsteher, die einen auch dann ermahnen, wenn es nichts zu ermahnen gibt. Also mache ich mich auf zu beweisen, dass Zermatt selbst in die Domäne von Cervinia einbricht, das Fahren am Speedlimit!
Folgen Sie mir und meinem Snowboard, einem leichten Salomon Fastback 160 mit weicher Flow Step-In Bindung, einen Tag durch das Skigebiet und erleben Sie Zermatt in seiner vollen Pracht! Am Ende des Tages werden Sie kurzzeitig Tempo 100 und insgesamt mehr als 10000 Höhenmeter gefahren haben, davon fast 4000 Höhenmeter auf Buckelpisten und Skirouten.
Es ist 8:00 Uhr als ich an der Sperre des Matterhorn Express
stehe, die sich eine Viertelstunde später öffnen wird. Ich sitze in
der zweiten Gondel nach Furri, wechsle dort schnell hinüber zur Luftseilbahn
zum Trockenen Steg und gehöre dort wie auch wenig später in der Gondel
zum Klein Matterhorn zu den Ersten. Hier oben auf 3820 m Höhe trennen
sich die Cervinafahrer von denen, die nach Zermatt zurück fahren. Es ist
kurz vor neun, ich bin allein auf dem Weg zurück hinunter zum Trockenen
Steg. Die Piste ist super präpariert, viele Schlepper breit und der
Pistenbullifahrer, den ich aus voller Fahrt grüße, während das Board mehr
und mehr Geschwindigkeit aufnimmt, hupt und sorgt dafür, dass die Piste noch
breiter wird. Nach einem langen, seichten Ziehstück nutze ich hier den steilen
aber nicht besonders langen Hang, um mich Tempo 100 zu nähern, dokumentiert
von einem Garmin geko 201 GPS-Empfänger. Ich schaffe es
am Ende auf 96,7 km/h. Leider nicht mehr. Die ersten 900 Höhenmeter sind gefahren!
Also fahre ich den 6er Sessel an, der in kühner Konstruktion auf Eis ruhend
(oder besser fließend) die 450 Höhenmeter zum Furgsattel überwindet. Hier
fahre ich zunächst «nur» 82,4, beim zweiten Versuch 87,7 und beim dritten
100 km/h. Nachkommastellen zeigt das Gerät dann nicht mehr an.
Besonders diese dritte Fahrt empfinde ich als wenig spektakulär,
vielleicht liegt es daran, dass ich mich an die Geschwindigkeit gewöhnt habe.
Mehr Versuche machen keinen Sinn, da jetzt zu viele Personen auf der Piste
sind und zudem zu viele Spuren kreuzen. Zeit für einen Szenenwechsel!
An Furgg treffe ich meine Frau und von nun an geht es gemeinsam auf traumhaft
frischer, wohl kaum schwarzer Piste hinab nach Furri, insgesamt 1050 Höhenmeter.
Hier kommt die Riffelbergbahn ins Spiel, die die Verbindung zum Gifthittlilift
realisiert, der uns direkt an der Einfahrt zur Kelle ausspuckt. Von dort
folgen 700 Höhenmeter zum Gant, auf dessen Wand eine Höhe von 2320 m
angegeben ist. Purer Unsinn. Übereinstimmend mit den Liftplänen weist der
GPS-Empfänger 2220 m Höhe aus! Mit der «Gondel am Gant» überwinden wir in nur
8 Minuten gut 1050 Höhenmeter. Danach fahren wir mit der alten Gondel, deren
Tage bereits gezählt sind, weiter zum Stockhorn. Hier ist Mittagspause angesagt,
windgeschütz, sonnenbeschienen und mit erstklassigem Blick auf die grandiose
Palette der 4000er: Monte Rosa, Liskamm, Castor, Pollux,
Breithorn und Matterhorn und deren Gletscher. Es ist noch nicht 12 Uhr
und ich habe bereits 4000 Höhenmeter hinter mir.
Die Stockhornabfahrt zum Triftji-Schlepplift und von der Roten Nase zum Gant
bedeuten 1700 Höhenmeter Buckelpiste und/oder Tiefschnee. Noch drei Mal nehmen
wir die Gondel zum Hohtälli, zweimal fahren wir die Skiroute Mittelritz,
einmal auf der Normalroute mit der Endabfahrt durch den lichten Lärchenwald und
einmal auf der Variante, die direkt am Grünsee herauskommt, sowie ein Mal die
White Hare, zusammen 3150 Höhenmeter. Zuletzt steigen wir in die betagte
4er-Umlaufgondel zum Blauherd und dort in die üppig dimensionierte Gondel zum
Rothorn. Hier hat man die Wahl zwischen der Tufternkumme und der Rotweng
als Rückfahrt in den Ort, was uns, wie Sie bemerkt haben sollten, wenn Sie aufmerksam
mitgerechnet haben, ganz gleich auf welchem Weg die fehlenden 1150 Höhenmeter
beschert, zuzüglich 250, um die wir keinen Aufstand machen wollen, die aber zur
großen Länge dieser Talabfahrt von mehr als sieben Kilometern beitragen.