Passau
Durch den bayrischen Wald
Ich
fasse mich gerne kurz, aber auf dieser Reise ist das schwer, weil sich
wegen der vielen Tageskilometer so viel ereignet. Ich habe mir
vorgenommen,
auf dieser Fahrt, auf der ich nur einen Biwaksack für Notfälle
dabei habe, auch einige abgelegene Jugendherbergen zu besuchen, die ich
sonst nur aus dem Mitgliedsheft des Verbandes kenne. Und wo könnte
man das besser als im bayerischen Wald? Hier ist alles so schön einsam,
die Herbergen sind klein, die Wege verlassen und hier rauscht noch der
Wald - und nicht der Autoverkehr.
*
So denkt man. Aber natürlich ist das alles ganz anders: Die Straßen
sind gut frequentiert, die Jugendherbergen groß und voll von
Schulklassen
- und die JH Furt im Wald schließt hinter mir. Wieder einmal bin
ich der «letzte Gast», der noch unangemeldet einen Platz bekommt.
Das Fahrtenbuch sagt an dieser Stelle, ich sei über Schönsee
und Waldmünchen gefahren, hätte den Dachsstiegl erklommen
und wäre dann 400 Höhenmeter ins Tal gedonnert bei Gefälle
bis zu 10%. Und damals war das sicherlich richtig. In der JH treffe ich
einen Schweizer, Bergsteiger und mit dem Rad auf einer Tour durch den
Ostblock,
der mir ein Ohr abkaut - etwas, was sonst nur ich mit anderen mache.
*
Der nächste Tag ist wieder so ein Tag vom Typ 150+, der mich
durch den halben bayerischen Wald bringt. Ich passiere Arnbruck und die
Glasstadt Bodenmais, die man besser erst als «Uhu» besucht.
Etwa 1000 Höhenmeter kommen an diesem Tag zusammen, es ist ein
ständiges
Auf und Ab, begleitet vom Grün der Wälder und dem eisernen Vorhang,
hinter dem der böse Osten lauert. Zu dieser Zeit ist das noch so.
*
Den Abend verbringe ich in der JH Rosenberger Gut, der östlichsten
JH Deutschlands (außer Berlin), immerhin 850 m hoch
gelegen. In dieser Höhe wird es abends schon empfindlich kalt. Ich
sitze draußen vor einer Kneipe vor der JH und schreibe Briefe und
Fahrtenbuch.
*
Der Tag von der JH Rosenberger Gut nach Passau ist ein echter
Ruhetag.
Es stehen gerade mal 50 km auf dem Programm. Gegen Mittag
sind die gefahren und es ist Zeit und Muße für einen Besuch
im Biergarten. Aber vor dem Bier ist noch eine Aufgabe zu erledigen,
das
Einchecken in der JH. Diese liegt in (und damit auf der Höhe) der
Festung und das bedeutet 22% Steigung. Weil es sich um
Kopfsteinpflaster
handelt, hebt das Vorderrad vom Boden ab - und so schiebe ich das neue
Rad zum ersten und einzigen Mal einen Berg hinauf.