Passau

Durch den bay­ri­schen Wald

Eine Art Maibaum, wer weiß wo?Ich fas­se mich ger­ne kurz, aber auf die­ser Rei­se ist das schwer, weil sich we­gen der vie­len Ta­ge­s­ki­lo­me­ter so viel er­eig­net. Ich ha­be mir vor­ge­nom­men, auf die­ser Fahrt, auf der ich nur ei­nen Bi­wak­sack für Not­fäl­le da­bei ha­be, auch ei­ni­ge ab­ge­le­ge­ne Ju­gend­her­ber­gen zu be­su­chen, die ich sonst nur aus dem Mit­glieds­heft des Ver­ban­des ken­ne. Und wo könn­te man das bes­ser als im baye­ri­schen Wald? Hier ist al­les so schön ein­sam, die Her­ber­gen sind klein, die We­ge ver­las­sen und hier rauscht noch der Wald - und nicht der Au­to­ver­kehr.
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So denkt man. Aber na­tür­lich ist das al­les ganz an­ders: Die Stra­ßen sind gut fre­quen­tiert, die Ju­gend­her­ber­gen groß und voll von Schul­klas­sen - und die JH Furt im Wald schließt hin­ter mir. Wie­der ein­mal bin ich der «letz­te Gast», der noch un­an­ge­mel­det ei­nen Platz be­kommt. Das Fahr­ten­buch sagt an die­ser Stel­le, ich sei über Schön­see und Wald­mün­chen ge­fah­ren, hät­te den Dachs­s­tiegl er­klom­men und wä­re dann 400 Hö­hen­me­ter ins Tal ge­don­nert bei Ge­fäl­le bis zu 10%. Und da­mals war das si­cher­lich rich­tig. In der JH tref­fe ich ei­nen Schwei­zer, Berg­stei­ger und mit dem Rad auf ei­ner Tour durch den Ost­block, der mir ein Ohr ab­kaut - et­was, was sonst nur ich mit an­de­ren ma­che.
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Der nächs­te Tag ist wie­der so ein Tag vom Typ 150+, der mich durch den hal­b­en baye­ri­schen Wald bringt. Ich pas­sie­re Arn­bruck und die Glas­stadt Bo­den­mais, die man bes­ser erst als «Uhu» be­sucht. Et­wa 1000 Hö­hen­me­ter kom­men an die­sem Tag zu­sam­men, es ist ein stän­di­ges Auf und Ab, be­glei­tet vom Grün der Wäl­der und dem ei­ser­nen Vor­hang, hin­ter dem der bö­se Os­ten lau­ert. Zu die­ser Zeit ist das noch so.
Blick auf Passau von der Festung*
Den Abend ver­brin­ge ich in der JH Ro­sen­ber­ger Gut, der öst­lichs­ten JH Deutsch­lands (au­ßer Ber­lin), im­mer­hin 850 m hoch ge­le­gen. In die­ser Hö­he wird es abends schon emp­find­lich kalt. Ich sit­ze drau­ßen vor ei­ner Knei­pe vor der JH und schrei­be Brie­fe und Fahr­ten­buch.
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Der Tag von der JH Ro­sen­ber­ger Gut nach Passau ist ein ech­ter Ru­he­tag. Es ste­hen ge­ra­de mal 50 km auf dem Pro­gramm. Ge­gen Mit­tag sind die ge­fah­ren und es ist Zeit und Mu­ße für ei­nen Be­such im Bier­gar­ten. Aber vor dem Bier ist noch ei­ne Auf­ga­be zu er­le­di­gen, das Ein­che­cken in der JH. Die­se liegt in (und da­mit auf der Hö­he) der Fes­tung und das be­deu­tet 22% Stei­gung. Weil es sich um Kopf­stein­pflas­ter han­delt, hebt das Vor­der­rad vom Bo­den ab - und so schie­be ich das neue Rad zum ers­ten und ein­zi­gen Mal ei­nen Berg hin­auf.