Am
nächsten Morgen brechen wir zu einer kleinen Abenteuerreise auf, in
deren Verlauf der Freilauf von Pauls Rad versagt. In einer
Fahrradwerkstatt
in Tiengen, wo man uns auch nicht helfen kann, reparieren wir den
Freilauf,
so dass es erst gegen 17 Uhr weiter geht. In der brüllenden
Nachmittagssonne
ist die Butter in einer meiner Satteltaschen geschmolzen, so dass ich
diese
weggießen kann. Gegen 20 Uhr und nach einem heftigen Anstieg erreichen
wir die JH Schluchsee.
*
Die JH ist sehr schön gelegen und gut ausgestattet, nur der
Herbergsvater
ist eine Katastrophe. So ein hochdekorierter JH-Veteran, ein
Gruppenbegrüßer
und Einzelwandererabtuer. Diese teuerste JH auf meinem Weg hat das am
wenigsten
hinreichende Frühstück. Und Nachschlag gibt es nur gegen
Bezahlung.
Also beschwere ich mich - was ein Donnerwetter des Herbergsvaters nach
sich zieht! Am Ende gibt er aber Klein bei und wir bekommen unsere
Scheiben
Brot ohne Zuschlag. Wenn das einer braucht, dann wir und nicht die
Gruppen,
die munter nachnehmen können.
*
Wenn der Regen kommt, weiche ich gerne aus. Nach dem heißen Tag zuvor
ist es kühl und es regnet Bindfäden. Paul möchte noch in
der Gegend bleiben und so trennen wir uns. Ich fahre hinunter ins
Rheintal
und hinüber nach Breisach, wo ich auf die französische Seite
wechsel. Ich übernachte in einem Privatquartier in Lauterbach und
esse in Munster zu Abend, nicht ohne dem vorzüglichen Käse dieser
Region meine Referenz zu erweisen. Die 150 km dieses
Tages
haben mich nur wenig weit nach Norden gebracht.
*
«Einmal Pässe - immer Pässe!» lautet das Motto dieser
Fahrt. Und so folge ich am nächsten Morgen den Schildern, die mich
auf die Höhen der Vogesen führen sollen. Leider lässt die
Qualität des Wetters zu wünschen übrig. So fahre ich bei
leichtem Regen hinauf zum
Col de Ligne und weiter zum Col du
Bonhomme.
Da die Pässe im Elsaß fast alle von Westen nach Osten führen,
markieren sie am heutigen Tage die tiefsten Punkte meiner Fahrt über
die Höhen. Immerhin erklimme ich zuletzt die Höhe 1070, bevor
es in einer sehr schönen Abfahrt durch Wälder hinunter geht in
den Bergbauort
Ste. Marie aux Mines, wo ich wieder in der JH
absteige. Es ist Bauernfest im Ort und ich trinke einige vins rouges vor dem
Abendessen. Die JH ist bis 23 Uhr geöffnet, so dass es wieder etwas später wird.