Stilfser Joch
Eine Radtour durch Mittelgebirge und Alpen
Das
war der längste Tag aller meiner Radtouren: Nach 15 Stunden und 225km erreiche ich die JH Schotten am Vogelsberg. Dieser Tag, der in Bonn begann, hat mich durch eine Gegend geführt,
die ich so nicht kannte. Vom Palottiner Zentrum in Vallendar bis zum Straßenstrich auf den Höhen des Westerwaldes ist es nur eine Steigung weit. In den Waldwegen stehen Wohnmobile,
an den Zufahrten werben die Damen um Freier. In Oberelbert kaufe ich zwei Flaschen Sprudelwasser, es werden nicht die letzten dieses Tages sein. Es ist ein glühend heißer Tag,
dieser 5. Juli 1985.
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Ich fahre über Diez, einem sehr hübschen Städtchen, nach Limburg, von wo ich der Lahn nach Osten folge. Der Fluss ist malerisch und der Verkehr mäßig. Ab Aumenau steige ich wieder
in die Berge ein: Der
Hochtaunus kostet immens Kraft, bedingt durch kurze, sehr steile Anstiege. Trotz aller Strapazen habe ich mir vorgenommen, heute weiter zu fahren denn je - und das gelingt dann ja
auch. Ich passiere Gräwenwiesbach, Butzbach und Wölfersheim und finde mich gegen 21 Uhr mitten im Naturpark Vogelsberg. Eine Jugendgruppe tobt in dieser Nacht durch die Herberge -
aber da schlafe ich schon fest.
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Auf dieser Radtour fahre ich zum ersten Mal eine große Tour mit dem neuen Rad, das ich mir nach der Radtour zum Nordkapp
an Hand des Vorbildes von Dave zusammen gestellt habe. Wichtigste Kennzeichen sind die Cantilever-Bremsen und die drei Kettenblätter vorne, die, in der ersten Version, eine
Übersetzung von 1:1 ermöglichen. Nicht zuletzt deshalb bin ich auf dem Weg in und durch die Berge. Es soll ein Test für dieses Bergrad werden, für das sieben Nationen Einzelteile
geliefert haben - und das ich 24 Jahre und 80000 km fahren sollte, bevor der Rahmen brach.