Hem­hof und Leng­gries

Von Passau durch das Leu­tasch­tal nach Lan­deck

Ein­mal am Tag es­se ich ei­ne ein­fa­che aber def­ti­gen Mahl­zeit. Und mor­gens früh­stücke ich gut. Aber mein Ru­he­tag hat noch ei­nen an­de­ren Grund: Ich muss die wei­te­re Rei­se pla­nen. Das Fahr­ten­buch weiß zu be­rich­ten, dass ich ei­gent­lich nur durch Süd­deutsch­land fah­ren woll­te, aber da ich schon so früh so weit ge­kom­men bin, le­ge ich ei­ne Al­pen­über­que­rung drauf.
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Von Passau aus er­scheint das Stilfser Joch zum Grei­fen na­he. Al­so fol­ge ich dem Inn flussauf, was mich un­wei­ger­lich nach Ös­ter­reich bringt. Un­ter­wegs tref­fe ich Achim aus der JH Passau wie­der, sei­nes Zei­chens Schü­ler und Or­ga­nist in sei­ner Ge­mein­de, der mit viel zu gro­ßen Gän­gen von Barock­or­gel zu Barock­or­gel fährt, um dar­auf zu spie­len. (Passau ver­fügt über ei­ne Or­gel mit 17774 Pfei­fen - die grö­ße Or­gel Deutsch­lands, ein­drucks­voll be­schrie­ben von Eber­hard Gei­er.) Al­ler­dings hat man ihm das Or­gel­spiel in Passau nicht er­laubt. 
Sonntag am Walchensee Wir fah­ren zu­sam­men bis zur JH Hem­hof, im­mer­hin 160 km an ei­nem glü­hend hei­ßen Tag. Au­ßer­dem fah­ren wir am Nach­mit­tag wie­der durch Deutsch­land, ba­den ei­ne Run­de im Chiem­see und er­rei­chen Hem­hof am spä­ten Nach­mit­tag. Die JH be­steht aus zwei Häu­sern, das zwei­te Haus ist durch­ge­hend ge­öff­net, ganz ge­gen die Ge­pflo­gen­hei­ten des stren­gen deut­schen Her­bergs­ver­ban­des. So kom­men wir zu ei­nem lan­gen Abend in ei­ner Knei­pe im Ort - erst ge­gen ein Uhr strei­chen wir die Se­gel.
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Am nächs­ten Tag tren­nen sich un­se­re We­ge, nach­dem ich mit Achim zu­vor noch ei­nen Plat­ten re­pa­riert ha­be, bei dem ich fast das Ven­til ab­ge­ris­sen ha­be.  Im Leutaschtal Wir sind erst sehr spät wie­der un­ter­wegs - und ich ha­be schon Sor­ge, dass un­ter den lan­gen Pau­sen das Tour­ziel aus den Au­gen ge­rät. Nach kaum mehr als 90 km stei­ge ich in der JH Leng­gries ab, ein si­che­res Zei­chen, dass es bald in die Ber­ge ge­hen wird. Die Hälf­te des Ur­laubs ist um.
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Der 10. Tag der Rei­se, ein ver­kehrs­rei­cher Sonn­tag, wird in je­der Hin­sicht ein be­son­de­rer Tag, ei­ner, den man nicht ver­gisst. Nach sehr gu­tem Früh­stück bre­che ich auf zum Wal­chen­see, in des­sen ein­kal­ten Flu­ten ich et­wa zwei Mi­nu­ten lang ba­de. Ein an­de­rer Ba­de­gast hat ei­ne Fla­sche Spru­del­was­ser un­ter Was­ser ver­ges­sen, die nun sehr gut ge­kühlt ist.
In Mit­ten­wald ver­sperrt (selbst mir) ein Trach­te­num­zug den Weg, da­nach geht es die stei­le Stei­gung nach Leu­tasch hin­auf: «Von der Stir­ne heiß, rin­nen muss der Schweiß», wie Schil­ler es der­einst for­mu­lier­te. Da­für tref­fe ich am En­de des Hochtals auf 650 Hö­hen­me­ter Ge­fäl­le hin­un­ter nach Sagl.