Die Geschlechtertürme von San Gimignano
Impressionen aus dem «Manhatten des Mittelalters»
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Während in Florenz und Siena sämtliche Geschlechtertürme im Laufe der Jahre Plätzen und Palästen weichen mussten, blieben die Türme San Gimignanos wohl auch deshalb erhalten, weil die verarmende Bevölkerung sie nicht durch prunkvollere Bauten ersetzen konnte. Abseits der bedeutenden Handelsstraßen war der Ort über mehrere Jahrhunderte von jeglicher Weiterentwicklung ausgeschlossen. Unterstützt von der UNESCO und gefördert durch den zunehmenden Tourismus wurden in den letzten Jahrzehnten erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Bausubstanz vor dem Verfall zu retten. Der Ort gehört heute zu den Hauptattraktionen der Toskana, und das völlig zu Recht.
Aus dem Garten eines Weinhändlers heraus hat man den vielleicht schönsten Blick aus dem Ort auf den Ort. Und sicherlich schlägt bei manchem Individualisten das Herz höher, wenn er an eine Wohnung in einem solchen Ambiente denkt. So kunstvoll verschachtelt bieten sich nur die wenigsten Städte dem Anblick von Besucher und Bewohner dar. Dass sich hinter diesen alten Gesteinen auch sehr gute Restaurants verstecken, versteht sich von selbst. Wieder einmal versuchen wir es recht früh am Abend - und wir haben Glück: Der Baedeker empfiehlt eine Osteria, die einen schönen Speisesaal mit antiken Gewölbedecken besitzen und für ihren Schmorbraten bekannt sein soll. Wie antik die Gewölbe nun tatsächlich sind, kann ich nicht sagen. Das Essen ist jedenfalls sehr gut, es zählt zu den kulinarischen Höhepunkten unserer Reise. Weitere Spezialitäten sind Schinken und Salami vom Wildschwein und preisgekröntes Eis, das tatsächlich besser und billiger ist als in Florenz, sowie der weiße Wein der Toskana, der Vernaccia.