Gar­da­see, Cin­que Ter­re und To­s­ka­na

Mit dem VW-Bus nach und durch Nor­di­ta­li­en

Sie­na. Vom Cam­ping­platz aus hat man ei­nen schö­nen Blick auf die Stadt. Der Platz ist durch ein Tal von der Stadt ge­trennt. Auf dem Hin­weg nimmt man zweck­mä­ßig den Bus, auf dem Rück­weg fährt schon am frü­hen Abend kei­ner mehr und man läuft. Loh­nend ist ein Abend­es­sen im Re­stau­rant Me­dio Evo, das in ei­nem ho­hen Ge­wöl­be ein­ge­rich­tet ist. Nicht nur die stil­vol­le De­ko­ra­ti­on, son­dern auch die ras­si­ge Be­die­nung wer­den mir an die­sem Abend in Erin­ne­rung blei­ben. Das Es­sen ist gut, auch wenn ich bei der ita­lie­ni­schen Kü­che im­mer den letz­ten Schliff ver­mis­sen wer­de. (Ita­lie­ni­sche Frau­en und fran­zö­si­sche Kü­che wä­re wohl das, was man das «Pa­ra­dies auf Er­den» nennt.)
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Il Cam­po ist je­ner zen­tra­le Platz, auf dem am 2. Ju­li und 16. Au­gust je­den Jah­res ein be­rühm­tes Pfer­de­ren­nen statt­fin­det, das Pa­lio. Bei die­sem Ren­nen, des­sen Tra­di­ti­on bis in das 14. Jh. zu­rück­reicht, wer­den die Gäu­le oh­ne Sat­tel ge­rit­ten. Der Platz wird mit ei­ner spe­zi­el­len Mi­schung aus Tuff und Sand 20 cm hoch be­deckt. Das Ren­nen wird zwi­schen den 17 Stadt­tei­len Sien­as (Con­tra­de) aus­ge­tra­gen. Nach dem Ren­nen, das über drei Run­den geht und bei dem das Pferd der ei­gent­li­che Sie­ger ist (auch wenn es oh­ne Rei­ter an­kommt), wird die gan­ze Stadt mit den Far­ben der sieg­rei­chen Con­tra­da ge­schmückt.
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Der Dom von Sie­na gilt als ei­ne Meis­ter­leis­tung der ita­lie­ni­schen Go­tik. Der Bau­be­ginn ist heu­te um­strit­ten. Et­wa 100 Jah­re spä­ter, im Jahr 1264, wur­de die Kup­pel be­en­det, wei­te­re zwan­zig Jah­re spä­ter dann die ganz in Mar­mor ge­hal­te­ne West­fassa­de be­gon­nen und 1297 fer­tig­ge­stellt. Der Chor kam 1316 hin­zu. 1339 wur­de die Er­wei­te­rung des Do­mes be­schlos­sen, der den exis­ten­ten Teil als Qu­er­schiff um­fas­sen soll­te. Da­mit wä­re der Dom von Sie­na zum größ­ten sa­kra­len Bau­werk Ita­li­ens ge­wor­den. Tech­ni­sche und fi­nan­zi­el­le Pro­ble­me ver­hin­der­ten ei­ne schnel­le Fer­tig­stel­lung. Nach der Pe­st­epi­de­mie von 1348, die die Be­völ­ke­rung von Sie­na auf ein Drit­tel de­zi­mier­te, wur­de das Pro­jekt für im­mer auf­ge­ge­ben. Im In­ne­ren der Kir­che be­ein­druckt der Fuß­bo­den, der in 56 Fel­dern bib­li­sche Sze­nen und Al­le­go­ri­en zeigt, de­ren Ent­ste­hungs­ge­schich­te über 200 Jah­re um­fasst. Wäh­rend die äl­te­ren Bil­der durch Rit­zen und Aus­gie­ßen ent­stan­den, wur­de spä­ter Mar­mor in Mo­sa­ik­form ver­wen­det. Ei­ni­ge der Bild­fel­der sind heu­te ab­ge­sperrt und dür­fen nicht mehr be­tre­ten wer­den.
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Als be­son­de­res Schmuck­stück prä­sen­tiert sich die Li­b­re­ria Pic­co­lo­mi­ni, die in far­ben­fro­hen Fres­ken die Ge­schich­te Papst Pi­us II ver­ewigt, eben je­nes Enea Sil­vio Pic­co­lo­mi­ni, der sich u.a. ei­ne wert­vol­le Samm­lung von Mess­bü­chern zu­ge­legt hat­te, die heu­te hier aus­ge­stellt wird.