Die Rückfahrt durch Deutschland
Ein Fazit nach 5800 Kilometern
Von Travemünde nach Lübeck sind es nur 20 km. Ich habe mir einen Ruhetag verdient und quartiere mich in der JH ein. Nach fast zwei Monaten ohne Alkohol trinke ich wieder das erste Bier. Es ist ein Budweiser, eine Marke, die mir schon früher als zu süß aufgefallen war. Es schmeckt nicht und ist sündhaft teuer. Ich verbringe den Abend in der Stadt.
Am Samstagmorgen fahre ich bei bestem Wetter im Osten Hamburgs (Friedrichsruhe) vorbei nach Undeloh. Nach einer Nacht in der JH geht es weiter durch die Lüneburger Heide, wo ich auf ungepflasterten Wegen das Rad zum zweiten Mal schieben muss. Ab hier beginnt auch der Südwind, gegen den ich von nun an bis zum Ende ankämpfen muss. Aber ich habe ein Ziel in greifbarer Nähe: Bonn. Und bis dahin gilt es, über einige harte Steigungen und lange Tage hinweg durchzuhalten.
Ich fahre am Steinhuder Meer vorbei nach Gütersloh und weiter nach Arnsberg, wo ich bei meiner Tante ein Blech Pflaumenkuchen verdrücke und danach bei meinem Vetter sechs Flaschen Bier vertilge. Über meine Heimatstadt Radevormwald geht es schließlich nach Wuppertal - und am letzten Tag, dem 61., nach Bonn.
Skandinavien - ein Fazit
Nach 4600 km durch Schweden, Norwegen und Finnland halte ich fest: Gegen die vielen Sonnentage haben sich die wenigen Regentage fast völlig verloren. Die wunderbaren Zeltplätze und reizvollen Lagerfeuer an schwedischen Seen werden unvergessen bleiben.
Norwegen, das teuerste Land der Tour, hat mit seiner einzigartigen Landschaft, seinen unvergleichlichen Verkehrswegen (u.a. den Hurtigruten) und seiner schier endlosen Weite Maßstäbe gesetzt. Eine knapp zweispurige Europastraße ohne Mittelstreifen - wo gibt es das heute noch? Absolut unschlagbar schön aber sind die Fjorde, an deren Ufer man zeltet.
Finnland hat mir am wenigsten zugesagt. Ich bedauere es sogar, dass ich nicht die Rückreise über Schweden angetreten habe. In guter Erinnerung habe ich die Campingplätze, die die beste je gesehene Ausstattung aufzuweisen hatten. Helsinki bietet weniger Atmosphäre als sein Ruf.
Der sinnliche Höhepunkt der Reise war die Ankunft in Mo I Rana. Einmal zuvor und nie wieder danach habe ich mit Tränen in den Augen ein Reiseziel angefahren. Dagegen relativiert sich auch die spektakuläre Ankunft am Nordkapp.
Die Verpflegung habe ich nach dem eher bescheidenen Budget ausgerichtet: Viel Milch, Müsli, Rosinen, Äpfel und Bananen, die ich überreif gekauft und ins Müsli geschnitten habe. Dazu Brot, Käse, Wurst und manchmal etwas Frisches aus der Natur, vor allem Pilze, später dann auch Äpfel. Dazu viel Kaffee und wenig Kuchen und Schokolade! Ich bin nicht verhungert.
Gegenwind war selten, dann aber heftig und zermürbend. Mückenplagen habe ich mit viel Tabak erfolgreich bekämpft. Das Fahrtenbuch beschließt die Tour mit dem Satz:
«5863 km - ich denke manchmal, diese Tour war lang genug!»