Grandiose Südsee?
Der Höhepunkt der Nordlandfahrt
Mit dem Erreichen von Helsinki ist die Fahrt für mich gedanklich zu Ende. Ich will die Finnjet nach Travemünde nehmen und von dort mit der Bahn nach Hause fahren. Es ist Sonntag und die Fähre fährt erst wieder am Dienstag - das ist bekannt.
Aber irgendwie muss ich geschlafen haben, als ich in die Stadt kam. Ich hätte zuerst nach der Fähre schauen sollen! Als ich schließlich am Buchungsbüro stehe, erklärt man mir freundlich, dass ich nicht mit einer schnellen Beförderung zu rechnen hätte: «Das Schiff ist ausgebucht! Wir können Sie auf die Warteliste nehmen - Platz 16. Gegen 19 Uhr bekommen Sie Bescheid.»
Ich bin entsetzt. Meine Begeisterung für Helsinki hält sich in Grenzen, da kann ich auf weiteres Warten verzichten. Ich fahre zum Schwedenkai und frage nach den Abfahrtzeiten: «Wir legen um 18 Uhr ab! Die Überfahrt kostet nur 72 Finnmark». Ich nehme wie immer das billigst mögliche Ticket. Jetzt, wo das Budget auf einen längeren Zeitraum ausgedehnt werden muss, erscheint mir das besonders wichtig. Immerhin kostet die Überfahrt ein Zehntel der Finnjetpassage - und damit dürfte ich wohl einige Tage in Schweden bestreiten können. Und so entsteht das schönste Bild der Finnjet beim Auslaufen meiner Fähre.
Ich kann in dieser Nacht wieder nicht richtig schlafen und mache meine traditionelle Runde über Deck. Es ist bereits früh am Morgen und die Sonne steigt auf über der Südsee (könnte man meinen!). Aber weit gefehlt. So schön kann die Ostsee sein!
Und in diesem Augenblick kommt mir die Erleuchtung, dass ich auch ein wenig froh darüber bin, dass die sehr teure Finnjet ausgefallen ist. Denn wenn man so lange unterwegs war, kommt es auf eine Woche mehr oder weniger auch nicht mehr an! Und was ist schon eine Reise wert, die irgendwo mittendrin endet. Auf einem Bahnhof. Echt ätzend!!! Wenn ich irgend etwas gelernt habe, dann dass eine gelungene Reise da endet, wo sie voller Erwartungen begonnen hat. Und das soll auch so bleiben.
Ich gönne mir auf dieser Überfahrt ein ganz besonderes Leckerle: Ein Bordfrühstück für sage und schreibe nur 29.- schwedische Kronen. Ich sitze im Heck der Viking Saga und trinke in den kommenden zweieinhalb Stunden etwa 8-10 Tassen Kaffee aus riesigen Behältern, esse Milchreis und Gurken (nicht gleichzeitig, versteht sich!), diverse Brotsorten, jede Menge Wurst und Käse, Brötchen und Croissants. Zwei ältere Damen an meinem Tisch sitzen da und schauen mir gespannt beim Essen zu: «Es macht richtig Spaß zu sehen, wie gerne sie essen. Wo lassen Sie das alles?»
Ich erzähle ein wenig von den Strapazen der letzten Wochen, dem eher miesen Brot und den endlos vielen Tageskilometern in Finnland. Und da ist mir so, als würde mir nicht nur Bewunderung für den guten Appetit zuteil ...
Hinter uns fährt mit gutem Abstand eine Fähre der Silja Linie durch die Schären vor der schwedischen Küste. Beeindruckend, wie dicht dieser Riese in unserem Kielwasser an den Inseln vorbei fährt. Ein gewaltiger Anblick, der zu dem gewaltigen Frühstück passt!
Hinter uns die Nacht - vor uns Stockholm. Gegen 9 Uhr legen wir an und ich halte mich gar nicht lange in der Stadt auf. Ich fahre gen Nynäsham, nachdem ich auf der Landkarte eine interessante Fährverbindung ausgemacht habe.