Visby auf Gotland
Das Rothenburg des Nordens
Natürlich bricht mir auf dem Weg nach Nynäshamn noch eine Speiche, was mich angesichts der späten Abfahrt der Gotlandfähre aber nicht weiter stört. 75 km sollte man in jedem Falle ohne Mühe abreißen können, zumal fast die gesamte Strecke auf gut ausgebauten Radwegen verläuft. Ich verbringe den Abend in Nynäshamn, weitgehend faullenzend, fahre mit dem Rad an den Strand, wenn man das steile Ufer überhaupt so nennen kann, und beobachte die Einheimischen beim Segeln und Windsurfen.
Gegen Mitternacht verlässt die MS Visby das Festland. 270 km erspart mir die Kombination zweier Fähren, für deren Tickets es auf Studentenausweis Ermäßigung gibt. Die zweite soll mich am Nachmittag nach Oskarshamn bringen. An Bord kaufe ich Tabak nach, denn die 400 g, die ich auf der Viktoria gekauft hatte, sind bereits zu Ende gegangen. Wieder habe ich eine Nacht ohne Schlaf vor mir, eine weitere ...
Der Morgen ist einfach klasse! Mit Sonnenaufgang fahren wir in den Hafen von Visby ein. Zum ersten Mal auf dieser Reise bin ich in einer richtig schönen Stadt. Umgeben von einer mittelalterlichen Stadtmauer hat sich ein weitgehend intaktes Ortsbild erhalten, weshalb man den Ort auch als Rothenburg des Nordens bezeichnet. Ich verbringe die sechs Stunden bis zur Weiterfahrt mit der MS Thjelver im Ort.
Für eine Inselrundfahrt bin ich einfach zu müde. Ich bummele durch die Gassen und genieße die Atmosphäre. Einige der Autos stammen noch aus den 60er Jahren, was dem Ganzen einen besonderen Reiz verschafft. Auf den Gartenstühlen eines Cafes lasse ich den Morgen vorübergehen und sammele Kraft für die letzten 1000 km dieser Reise. Ich bin nun fest entschlossen auch in Deutschland mit dem Rad zu fahren.