Die Straße nach Mo I Rana
Von Storuman über Tärnaby zur Reichsgrenze
Von Östersund geht es im alten Trott weiter: Zwei Nächte verbringe ich im Zelt,
eine in einer JH. Wenn das Wetter gut ist, fahre ich etwa 120-140 km am Tag,
sonst deutlich weniger. Dann suche ich mir abends eine JH, um meine Ausrüstung
wieder zu trocknen. Aber zum Glück ist das Wetter meist besser als auf dem Bild.
Am ersten Tag nach Östersund wähle ich bewusst eine der Nebenstraßen, die mich
über Munkflohögen nach Strömsund führt und die mich ganz schön
durchrüttelt. Wegen der vielen Schlaglöcher, der starken Bodenwellen und des
groben Schotters erfordert diese Straße aber so viel Aufmerksamkeit, dass ich
mich kaum der schönen Landschaft widmen kann: Zu sehr starren meine Augen auf die
für Fahrräder tückische Straße.
Auch die Baustellen haben es in sich. Mehr als 10 km aufgerissene
Straße, an der niemand zu bauen scheint. Faustdicker Schotter übersäht
die Straßenränder, so dass ich in der Mitte fahren muss.
Überhaupt ist dieser 17. Tag irgendwie total kaputt: Obwohl ich zuvor das seltene Vergnügen hatte, einen Biberdamm aus nächster Nähe zu fotografieren, finde ich an diesem Abend keinen vernünftigen Zeltplatz. Also schlage ich mangels besserer Möglichkeiten irgendwo vor Vojmån mein Zelt auf dem Uferstreifen eines Flusses auf, einer Stelle, an der auch zahlreiche andere mit ihren Bussen und Wohnwagen campen, meist Schweden.
Am nächsten Morgen biege ich bei Storuman auf die E 79 in Richtung
Westnordwest ein: Die Straße nach Mo i Rana. Zwar komme ich an diesem
Tag nicht besonders weit, aber das ist auch nötig, weil ich nur die Kilometer bis
Tärnaby reduzieren will. Zudem sehe ich die ersten Rentiere dieser Reise.
In Tärnaby, dem Ort, den jeder Schwede vom Namen her kennt, weil es der
Heimatort von Ingmar Stenmark ist, mache ich am frühen Nachmittag des
19. Tages halt. Ich checke in der JH ein, kaufe Hefe und Vollkornmehl und backe
zum ersten Male mein Brot selbst.
Das schwedische Brot erinnert mich an Lebkuchen, und das ist grausam. Grausam
wie der Gegenwind, mit dem ich an diesem Tag zu kämpfen hatte, ein strammer
Nordwest. Gut, dass der Tag so kurz war.
Am nächsten Tag mache ich an einem der zahlreichen Seen zwischen Tärnaby und der Reichsgrenze Rast. Ich packe das Brot aus, das ich in der JH gebacken habe und genieße die großartige Landschaft um mich herum, dem verhangenen Wetter zum Trotz. Ich bin hier unweit der Passhöhe, die ich mich von der Abfahrt nach Mo I Rana trennt.