Montgenèvre/Sestriere
Ein Fazit
Montgenèvre gilt als die älteste Skistation Frankreichs. Um sie herum haben sich Satellitenort gesammelt, wie Montquitaine, rechts im Bild. Erschlossen durch einen Lift, der auf Normalgeschwindigkeit schaltet, wenn sich jemand hierhin verirrt, nehmen solche Stationen teil am großen Skizirkus. Sie alle liegen auf großer Höhe und dürften daher schneesicher sein. Im französischen Teil treffen wir auf ein fast komplettes Angebot an Pisten und Lifte: «Alles offen!». Insgesamt vermisst man aber schmerzlich Skirouten und Buckelpisten! Ich habe einige sehr steile Pisten als Buckelpisten ausgewiesen, auch wenn sie zu unserer Zeit präpariert waren.
Zwischen Frankreich und Italien gibt es, zumindest in dieser Region, ein großes Preisgefälle. In den Bars und auf den Hütten Italiens ist der Capucino oft so billig, dass man sich fragt, wie der Wirt damit überlebt. Während der französische Teil eher weniger Hütten hat und wohl darauf setzt, dass sich die meisten Gäste mittags in ihre Appartements zurückziehen, sind in Italien mehr Hütten als Lifte geöffnet.
In Italien gibt es eine strenge Zweiteilung zwischen den offiziellen Stellen und den Bürgern. Während die offizielen Stellen alles daran zu setzen scheinen, den Ruf des Landes nachhaltig zu ruinieren, sind die Leute in den Läden, den kleinen Hütten und in unserem Hotel so unaufgesetzt freundlich und hilfsbereit, dass ich schon ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich mich über die Funktionäre aufrege. Aber wenn man die Kassen nicht besetzt, die Pisten nicht präpariert sondern schließt, die Lifte nicht laufen lässt und Polizei über die Pisten trollen lässt, gibt das ein unschönes Gesamtbild ab. Zudem führt letztlich die mangelnde Aufmerksamkeit des Liftpersonals dazu, dass mich der Lift Refuyel beim Ausstieg umwirft. Die Prellung, die sich erst im Laufe des Abends zeigt, lässt uns den Urlaub abbrechen. Wir können das verschmerzen. Wir haben praktisch alles gesehen. Das Gebiet hat uns trotz schöner und schwerer Pisten und der angenehmen Unterkunft insgesamt nicht überzeugen können.
Zudem haben wir uns an die französische Mentalität gewöhnt. Wir respektieren die Geschwindigkeitsbegrenzung, auch wenn diese mit Tempo 80 außerhalb geschlossener Ortschaften heute unangenehm niedrig ist. Die Franzosen setzen sie durch, was uns zwar auch schon Geld gekostet hat, aber das Verhalten auf den Straßen hat sich in Frankreich in den letzten 20 Jahren grundlegend gebessert.
Richtig beklemmend wird es erst in Italien. Wir hatten schon vor über 20 Jahren nicht angebaute Ausfallstraßen in Städten beobachtet, praktisch schon auf dem freien Land, die, überbreit ausgebaut, auf Tempo 50 begrenzt waren. Eine Unverschämtheit, die maßgeblich dazu beigetragen hat, dass ich Italien als Urlaubsland (mit dem Auto) verworfen habe. Dass ich mit der Einschätzung richtig lag, sehe ich heute daran, dass ich auf dem Abstieg vom Col de Montgenèvre durch einen Tunnel fahre, der auf Tempo 50 begrenzt ist. Hier würde ich in der Schweiz 80 fahren dürfen. Da die Polizei diese Begrenzung aber nicht kontrolliert, hängen mir die Italiener im Tunnel bis auf Armeslänge an der Stoßstange. Das versteht man also in Italien unter Sicherheit. «Bravo!»