Das Zermatt-Skiline-Problem III (Kumme Gondelbahn)
Ein wettbewerbsverzerrender Fehler
Bereits im März 2021 war mir aufgefallen, dass mir Skiline keine Höhenmeter anrechnete, wenn ich an der Mittelstation der Kumme Gondelbahn einstieg. Wie immer meldete ich den Fehler den Berbahnen und zugleich Skiline. Das Ergebnis war ernüchternd. Es erfolgte keine Berichtigung. Meine Frau sollte später noch weitere Fehler im Umfeld der Kummebahn finden, die sich um nicht ausgewiesene Pistenkilometer ranken, aber den eigentlichen «Hammer» sollte ich erst im April des nächsten Jahres finden.
Während ich mir noch mit meiner stets freundlichen aber auch überaus hilflosen Ansprechpartnerin bei der Zermatt Bergbahnen AG (ZBAG), nennen wir sie «Frau B.», über die Behebung der zahlreichen Fehler einen digitalen Schriftwechsel lieferte, der ausgedruckt etwa 50 DIN A4 Seiten füllen dürfte, kam ich erneut nach Zermatt. Am ersten Skitag schaute ich nach, ob der Fehler nicht doch vielleicht nach Art der Heinzelmännchen «im Schlaf» berichtigt worden war.
Nun lehrt uns die Altersweisheit, dass Berichtigungen «über Nacht» eher zum Reich der Märchen gehören als zum wahren Leben. Und so war es dann auch. Zudem hatte ich mich lange genug darüber geärgert, dass ich nicht auf die Idee gekommen war zu prüfen, was wohl passieren würde, wenn ich die Kummebahn an der Mittelstation verließe. Das holte ich nun umgehend nach.
Das Ergebnis war nicht nur eine Blamage für die ZBAG sondern auch ein Schlag ins Gesicht all derer, die in spektakulärer Fahrt 30.000 Höhenmeter an einem Tag fahren können und damit die Bestenliste «Höhenmeter an einem Tag» anführen: Steigt man an der Mittelstation der Kummebahn aus, bekommt man nicht nur die 525 Höhenmeter der unteren Sektion gutgeschrieben, sondern auch die 440 der oberen Sektion. Im Bild (Bildnachweis: OSM BKG) handelt es sich um die Abschnitte T-M (untere Sektion, 525 m) und M-B1 (obere Sektion, 440 m).
Warum ich einen Tag verstreichen ließ, bevor ich Frau B. bei der ZBAG über meine Entdeckung unterrichtete, weiß ich heute nicht mehr. Fakt ist, dass ich mehr als eine Woche vor dem 21. April folgenden Text als Vorwarnung an die ZBAG schickte:
«Hallo Frau B., ich hatte vor einem Jahr angekündigt, dass ich Zermatt erneut besuchen würde, um zu überprüfen, ob die Fehler an der Kummebahn, betreffend skiline, behoben worden sind. Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen dass dort nichts passiert ist:
1. Steigt man an der Mittelstation ein, wird das nach wie vor gar nicht angezeigt.
2. Steigt man an der Mittelstation aus, wird einem die gesamte Fahrt gutgeschrieben.
Nachdem ich es im letzten Jahr auf Platz 2 der Bestenliste "Höhenmeter an einem Tag" gebracht hatte, werde ich diesen Fehler in diesem Jahr dazu nutzen, die Bestenliste zu konterkarieren, sofern es die gruseligen Schneeverhältnisse2 überhaupt zulassen. Warum ist ein Jahr lang nichts passiert?»
Am 21. April erbat ich mir bei meiner Frau einen freien Tag für eine «Beweisfahrt». Ich brachte die Ski3, mit denen ich schon im letzten Jahr so erfolgreich die Führenden der Bestenliste angegriffen hatte, zum Service, der mich sagenumwobene 50 Franken kostete, um morgens scharfe Kanten zu haben, und machte mich auf den Weg. Da die Kummebahn bei meiner ersten Ankunft noch geschlossen war, fuhr ich den Patrullarve-Lift ein zweites Mal. Danach folgten 38 Turnarounds auf der unteren Sektion mit Zeiten zwischen zwei Einstiegen von 10 Minuten am Vormittag auf glatter Piste bis 13 Minuten am Nachmittag bei zum Teil sehr schwerem Sulzschnee.
Bei meiner letzten Runde kam der Mitarbeiter der Bergbahnen aus seiner Kabine und rief mir zu: «Sie wissen schon, dass wir in Zermatt noch andere Bahnen haben?»
Am Ende des Tages wusste ich sehr genau, dass ich mehr als 10.000 Höhenmeter Vorsprung auf den bisher Führenden hatte. Um mich nicht zu blamieren, fuhr ich so viele Höhenmeter wie irgend möglich, was bedeutet, dass ich in der letzten Bahn bis zur Bergstation fuhr, von dort zur Patrullarve und dann noch zweimal Sunnegga, 17:10 und 17:30 Uhr.
Am Ende kamen so 41.619 Höhenmeter zusammen, von denen man unglaubliche 16.720 Hm (38 x 440) abziehen muss. Danach hätte ich 24.899 Höhenmeter tatsächlich gefahren. Die ZBAG, die die Höhenmeter an Skiline meldet, kam auf auch für mich plausible 24.833 Höhenmeter, eine weitere Seltsamkeit und bis heute ungeklärte Diskrepanz. Skiline hätte nach allen offiziellen Zahlen nur auf 41.553 Hm kommen dürfen!
So oder so, mit verbleibenden 24.833 Hm hatte ich mich in der Tat nicht blamiert sondern wäre immer noch auf Platz 3 der Bestenliste 2022 gelandet.
Ich hatte den Fehler an Skiline gemeldet mit der Bemerkung, dass der Ausstieg an der Mittelstation aus ihren Unterlagen annahmefrei ermittelt werden könne, was uns wieder zu der Frage führt, ob die ZBAG die Daten nicht übermitteln oder Skiline sie nicht auswertet. Dessen ungeachtet musste ich zum wiederholten Mal erleben, dass Skiline eine völlig inkompetente Berichtigung versuchte: Was Skiline dazu bewogen hat, für die Bergfahrt bis zum Rothorn 81 Höhenmeter abzuziehen, konnte ich nicht ermitteln, auch weil die ZBAG in dieser Sache untätig blieben.
Auch bei meiner Frau hatten sich die Höhenmeterzahlen für jene Tage verringert, an denen sie die Kummebahn gefahren war. So blieben mir am Ende «nur» 38.460 Höhenmeter, die in der Bestenliste aber erst aktualisiert wurden, nachdem ich den folgenden Fehler gemeldet hatte:
Skiline aktualisiert seine Bestenliste nicht. Werden Fehler berichtigt und ändert sich damit die Höhenmeterzahl einer in der Bestenliste geführten Person, wird die Zahl in der Bestenliste nicht aktualisiert und damit auch nicht deren Platzierung.
Dieser Fehler wurde immerhin berichtigt, sodass meine (immer noch falsche) Höhenzahl heute zumindest in der Bestenliste erscheint. Da die Berechnung der Skipässe bei jedem Start aktualisiert wird steht einer Fehlerberichtigung nichts mehr im Wege. Diese würde dann auch in der Bestenliste erscheinen.
Wie müsste die Fehlerberichtigung nun aussehen? Die Kummebahn muss, wie es für alle mir bekannten Bergbahnen (quer durch den Alpenraum) mit Mittelstation und passenden Sperren geschieht, in zwei Sektionen zerlegt werden, also als «Kumme Gondelbahn I» und «II» ausgewiesen werden. Die Höhenmeterzahlen 525 und 440 wurden von der ZBAG bestätigt.
Die Kummebahn verfügt über drei Sperren, eine am Einstieg (T), eine am Ausstieg (B) und eine redundante Registrierung beim Ausstieg (aber nicht beim Einstieg) an der Mittelstation (M). Mit Frau B. hatte ich bereits folgende Vorgehensweise besprochen, die leider nie umgesetzt wurde:
- Die Registrierung am Einstieg (T) führt zu «Kumme Gondelbahn I 525 m».
- Die Registrierung am Ausstieg (B) führt zu «Kumme Gondelbahn II 440 m».
Meine Frau, die mich im Laufe des Tages öfter an der Talstation besuchte, fand noch weitere Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit der Berechnung der Pistenlängen. Hierzu verweise ich auf die einschlägige Fehlerliste, Nummern 9 und 10.
2 In den zwei Wochen unseres Aufenthalts waren die Pisten morgens bretthart und abends weich bis wässerig.
3 Good Schi, Belua.