Das Zermatt-Skiline-Problem II (Pistenlängen)
Adalbert Querkopf über Skiline und die Pistenlängen in Zermatt
Vor einigen Wochen hatte ich auf alpinforum.com eine Andeutung gemacht, dass Skiline in Zermatt auf der Abfahrt von Riffelberg nach Schweigmatten eklatante Fehler in den Angaben der Streckenlänge aufweist. In diesem einen Fall habe ich Skiline dann doch Unrecht getan. Um es kurz zu machen: Die Zermatt Bergbahnen AG hat für die Abfahrt eine Länge von 8,3 km angegeben, gemessen haben wir 3,8 km auf dem kürzesten Weg und 4,1 km auf dem längsten, der zwei steilere Abschnitte umgeht. Eine detaillierte Aufstellung halten wir als PDF-Dokument bereit. Die Differenz passt perfekt zu unseren Daten. Warum ist das wichtig?
Skiline hat verschiedene Wettbewerbe im Programm, bei denen man u. a. einen Saisonpass für Zermatt gewinnen kann. Dazu muss man die meisten Höhenmeter in dem Gebiet in einem Winter fahren. Man kommt unter 1.000.000 nicht in die Nähe der relevanten Plätze. Hin und wieder werden Fahrten nicht registriert, wie ich in Saalbach auf der Challenge 2020 erfahren musste, aber im Großen und Ganzen funktioniert das recht gut. Der Wettbewerb bleibt den ortsansässigen Pensionären vorbehalten.
Für den Besucher, der nur eine Woche bezahlen und/oder entbehren kann, gibt es die Disziplin «Die meisten Höhenmeter an einem Tag». Da fährt unser Sohn souverän mit, hatte er doch 2017/18 mit knapp 27.000 Höhenmetern Platz 2 dieser Bestenliste belegt. Dabei war das gar nicht sein Ziel, womit ich ohne Umschweife zum Thema gekommen wäre: Es ging ihm nur darum, 150 Pistenkilometer an einem Tag zu fahren.
Aus zahlreichen Vermessungen kennen wir die Pistenlängen in Zermatt so genau, dass wir jeden Abschnitt exakt benennen können. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass unser extrem zuverlässiger GPS-Tracker, dessen Aufzeichnungen ich Punkt für Punkt auf Fehler untersuche, bei dieser Aktion dabei war. Am Ende kamen 166 Pistenkilometer zusammen, verprobt mit den uns bekannten Aufzeichnungen. Eine Differenz von einem Kilometer möge man uns nachsehen. Gegenüber den Angaben von Skiline sind das 20 km mehr, aber da 17 Fahrten von Hohtälli zum Gant über die Route Hohtälli-Gifthittli-Kelle führten, betrug der Unterschied nur noch etwa 5 km. Sehr genau. Lob, lob!
Ein Jahr später dann die Ernüchterung: Dem Sieger 2018/19 in der Disziplin «Höhenmeter an einem Tag», Tabernac, wurden von Skiline 31.673 Höhenmeter und 331 Pistenkilometer gutgeschrieben. Dieser Rekord wurde praktisch komplett auf der Abfahrt Riffelberg-Schweigmatten gefahren, für die 35 Bergfahrten ausgewiesen wurde. Ich habe mir die einzelnen Abschnitte vorgenommen und musste feststellen, dass nach unseren Messungen mit 169 km nur 51% der von Skiline ausgewiesen Strecke gefahren wurde. Woher kam diese Diskrepanz?
Auf der besagten Strecke gibt es oberhalb von Riffelalp tatsächlich eine Variante, die 300 m länger ist als die Standardstrecke. Aber es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass jemand, der «auf Höhenmeter» fährt, die längere Strecke nimmt. Und zudem kämen dann nur 10 km Strecke hinzu. Berücksichtigt man die Zufahrt nach Landtunnel, könnte man eine weitere Umfahrung ausmachen, die die Abfahrt aber nur 100 m länger macht.
In einem sehr ausführlichen Dokument habe ich all das niedergelegt und an die Bergbahnen und Skiline verteilt. Ich hatte dort u. a. von Skiline verlangt zu prüfen, ob die Länge der fraglichen Abfahrt in ihrer Datenbank falsch eingetragen sei. Und von Zermatt hätte ich mir eine klare Aussage zu diesem Thema gewünscht, soll heißen, welchen Wert sie an Skiline gemeldet haben. Auf diese Bestätigung habe ich letztlich eineinhalb Jahre gewartet.
Warum einige Abfahrten sehr genau und andere absurd falsch angegeben werden, berührt sicher auch die Frage nach den Gesamtkilometern, deren Zahl ja irgendwo durch Addition einzelner Pisten entsteht. Denn unsere Vermessungen weisen für den Skipass International (inklusive Cervinia), der von Zermatt mit 360 Pistenkilometern angegeben wird, 247 km aus, Neuberechnung 2021. Auf schweizer Seite sind darunter auch Pisten, die heute gar nicht mehr gefahren werden können, wie die Varianten am Stockhorn, dessen Lift nicht mehr betrieben wird. Zudem sind die Ergebnisse auf schweizer Seite komplett, sie umfassen ausnahmslos alle Pisten, Pistenstummel und Skirouten. Auf italienischer Seite, wo Hänge kreuz und quer markiert sind, mögen noch 8-10 km fehlen. Aber nicht mehr! Die Charakteristik des Gesamtskigebiets ist zu 100% erfasst.
Unsere Messergebnisse auf verschiedenen Abfahrten
Für die Pistenkilometer am Gornergrat gibt es jetzt auch eine auf eigenen Messungen basierende, detaillierte Aufstellung mit allen möglichen Kombinationen für Aus- und Einstieg. Diese wird ergänzt um Dokumente für Rothorn und Matterhorn.
Bezeichnung | Länge (m) | Höhenmeter |
Riffelberg - Schweigmatten | 3.950 | 740 |
Hohtälli - Gant | 6.012 | 1.065 |
Hohtälli - Gifthittli - Gant | 6.838 | 1.065 |
weitere Abfahrten zum Vergleich: | ||
Klein Matterhorn - Zermatt | 14.340 | 2.190 |
Furggsattel - Zermatt via Matterhornpiste | 11.327 | 1.708 |
Hohtälli - Moos - Zermatt | 11.138 | 1.640 |
Rothorn - Tufternkumme - Ried - Zermatt | 9.537 | 1.445 |
Schwarzsee - Zermatt via Stafelalp | 8.778 | 970 |
Rothorn - Zermatt via Rotweng und Nationale | 6.927 | 1.445 |
Gornergrat - Schweigmatten (via Gornergrat) | 6.596 | 1.228 |
Rote Nase - Gant | 5.971 | 1.178 |
geführte Bergtour/Heliskiing: | ||
Monte Rosa - Zermatt (je nach Landeplatz) | 19.1 km | 2.500 |