Denia
Ein Fazit
Zum ersten Mal war ich nun also in Spanien, und ich gebe zu,
dass ich angenehm überrascht bin. Zwar haben wir außer bei Barcelona
keinen Campingplatz in Anspruch genommen, aber dieser eine war gut
ausgestattet, sauber und gepflegt. Überhaupt macht Spanien hinsichtlich
der Sauberkeit einen sehr guten Eindruck, und wer man den Dreck
italienischer Strände kennt, ist umso mehr beeindruckt: «Das ist noch
nicht lange so,», sagen die, die hier schon seit einigen Jahren leben,
«das hat sich erst in den letzten drei Jahren so entwickelt!».
*
Unsere erste Begegnung mit Spanien war die Autobahntankstelle direkt
hinter der Grenze: Nach 1,34 in Frankreich bezahlen wir 1,08 für den
Liter Sprit; sehr angenehm bei 80 Liter Tankvolumen. Diese Beobachtung
wird sich durch den ganzen Urlaub ziehen, ob es Obst ist auf dem Markt
von Denia, das Essen in einer der vielen kleinen Bodegas oder die Fahrt
mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Spanien bietet entweder Entspannung
für den Geldbeutel oder, bei unverminderten Ausgaben gegenüber
Frankreich, paradiesische Mengen an Waren, was wir gegen
Ende der Reise denn auch als «Schlaraffenland» bezeichnen werden.
Paradiesisch nackt präsentiert sich auch das Nachtprogramm im
spanischen Fernsehen: Während man im vermeintlich liberalen Deutschland
die Erlaubnis zur Austrahlung von Hardcore Pornofilmen im
Bezahlfernsehen
unlängst verworfen hat, flimmern diese Streifen im streng katholischen
Spanien auf mehreren Kanälen und in üppiger Detailtreue frei
empfangbar über die Mattscheiben.*
Unbestreitbar entspannt ist das Fahren auf den nicht gerade billigen
Autobahnen, auch wenn die Qualität der Straßen zu wünschen übrig
lässt. Insbesondere die Unfähigkeit der Konstrukteure, eine ordentliche
Querneigung einzubauen, führt zu großer Aquaplaninggefahr bei Regen,
die wir auf der Rückfahrt auch zu spüren bekommen. Als wir bei Perthus
die Grenze nach Frankreich überschreiten, haben wir 10 wunderschöne
(und natürlich zu kurze) Tage hinter uns, auch wenn wir stets erst
lange nach Mitternacht in den Federn verschwanden. Wir haben nur genau
einmal im Meer gebadet, bei (für den Oktober traumhaften) 23°C, haben
den Swimmingpool (ebenfalls 23°C am Nachmittag) viel zu selten genutzt,
sind nicht zu einem Flamencoabend gekommen und haben auf der Rückfahrt auch nicht das Dali-Museum besucht.*
Grenzen sind schwer zu ziehen, zwischen Ländern wie auch ganz
persönlich die für das eigene Verhalten. Zwar mag es verlockend
klingen, dass man Essen billig und unglaublich üppig haben kann, aber
die vielen übergewichtigen spanischen Frauen aller Altersklassen
dokumentieren
auch, dass man gar nicht so viel Sport treiben kann, wie man müsste, um
die vielen Kalorien wieder los zu werden. Die niedrigen
Lebenshaltungskosten haben die Reisekasse geschont - aber die Frage, ob
sich die weite Reise wirklich lohnt oder ob die Côte d'Azur nicht doch
am Ende grüner, anregender, schöner und leichter zu erreichen ist,
haben wir unabhängig voneinander zu Gunsten
Südfrankreichs
entschieden. In jedem Fall hat sich diese Reise gelohnt, denn wir haben
auf dieser
Reise so viele Eindrücke gesammelt, dass man kein Prophet sein muss um vorherzusagen, dass wir noch sehr, sehr lange daran denken werden...