Saint Tro­pez

Der In­be­griff der mon­dä­nen Frei­zeit

Der Wech­sel von Croix Val­mer auf das Are­al von Ra­ma­tu­el­le hat uns so nah an Saint Tro­pez ge­bracht, dass wir mit den Rä­dern in die Stadt fah­ren kön­nen. In der En­ge der Gas­sen fah­ren sich die Au­tos oh­ne­hin hoff­nungs­los fest; da sind sie­ben (wenn auch sehr hü­ge­li­ge) Ki­lo­me­ter bis zum Zen­trum kei­ne Her­aus­for­de­rung mehr.
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Über Saint Tro­pez zu schrei­ben, oh­ne sich da­bei auf den Lie­ge­kis­sen ei­ner Lu­xu­syacht zu lang­wei­len, ist viel­leicht nicht ganz pas­send, aber man­gels Mas­se muss ich mich dar­auf be­schrän­ken, die Schö­nen und Rei­chen vom Kai aus auf ih­ren Lie­ge­kis­sen zu be­trach­ten. Mir fehlt der Neid der Be­sitz­lo­sen - und so fällt es mir schwer, mich über den zur Schau ge­tra­ge­nen Pomp auf­zu­re­gen. Si­cher ist, dass die Um­ver­tei­lungs­kam­pa­gnen der Marg­ret That­cher den wohl­ha­ben­den Bri­ten ei­ne ein­zig­ar­ti­ge Chan­ce ge­bo­ten ha­ben, die­sen Lu­xus aus­zu­le­ben. Und so bil­den die bri­ti­schen Schif­fe die Mehr­zahl der Yach­ten vor Ort. (Der wah­re Grund al­ler­dings dürf­te im schlech­ten eng­li­schen Wet­ter be­grün­det sein.)
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Kunst ist da, wo das Geld ist. Auf mei­ner nächs­ten Rei­se an die Côte d'Azur wer­de ich die Prei­se für die am Ha­fen aus­ge­stell­ten Ge­mäl­de er­mit­teln, die zum Teil sehr ori­gi­nell sind, wenn­gleich wohl nicht wirk­lich teu­er. Man­che sind auch ein­fach ge­schmack­los naiv. Aber sie al­le bil­den wie vie­le an­de­re sinn­lo­se De­tails ei­nen in­ter­essan­ten Rah­men für das, was man den «Jetset» nennt. Bei ei­nem Schau­fens­ter­bum­mel wer­den wir dar­auf zu­rück kom­men.
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«Ich möch­te in Saint Tro­pez be­gra­ben sein!», könn­te ein Satz lau­ten, der die Run­de macht. Denn bis hin zum Fried­hof mit sei­ner traum­haft schö­nen La­ge ist hier, bei Son­ne be­trach­tet, al­les von ein­zig­ar­ti­ger Far­ben­pracht, so be­schwingt und leicht wie der Blick von der zu ei­nem Mu­se­um aus­ge­bau­ten Fes­tung über Saint Tro­pez. Côte d'Azur ist nicht nur ein Na­me, es ist ein Pro­gramm.