Frankreich
Über Land von le Lavandou nach Grenoble
Wir verlassen den Camp du Domaine nach einer letzten Runde Wasserski am Morgen gegen 11 Uhr. Wir fahren über la Londe in Richtung Brignoles, biegen aber schon bald von der D 12 auf die N 554 nach Saint-Maximin. Die Straße ist schmal und langsam, aber sie schneidet den weiten Bogen der Autobahn bei Aix ab. Auf dieser landschaftlich reizvollen Route komme ich erst in der Höhe von Manosque dazu, ein Bild zu machen, und zwar von der ITER-Baustelle, die eine eigene Autobahnauffahrt spendiert bekommen hat. Die Brücke, auf der ich die Durance überqueren wollte, endet auf der A 51.
Der International Thermonuclear Experimental Reaktor, kurz ITER, ist entweder ein großartiges Konjunkturprogramm oder die Lösung der Energieprobleme der Erde. Wie man 10.000.000 °C Fusionsenergie beherrschen will, ist noch nicht endgültig geklärt, aber die Wissenschaft ist optimistisch. Anders als bei der Kernspaltung entstehen hier weder radioaktive Abfälle noch kann eine Kettenreaktion zu einer Kernschmelze führen. Insgesamt arbeiten mehr als 30 Nationen an der Lösung der Probleme. Erst 2025 soll die ersten Fusion erfolgen. Bis zur kommerziellen Nutzung der Kernfusion sollen noch mehr als 30 Jahre vergehen. Der ITER ist nur für die Erforschung vorgesehen. Die Wikipedia beschreibt detailliert das Projekt.
Wir tanken günstig in Manosque, kaufen noch etwas ein und fahren auf die A 51. Nach 50 km gabelt sich der Weg bei Sisteron. Entweder folgt man der Autobahn nach Gap oder man biegt auf die Straße hinauf zum Col de la Croix Haute, 1130 m. Von Norden kommend hatten wir die Zitadelle von Sisteron nicht wahrgenommen. Von Süden fährt man direkt darauf zu. Hoch über dem Tal auf markanten, steilen Felsen erbaut, präsentiert sie sich als Wahrzeichen des Orts.
Von Grenoble aus rückt die Autobahn immer näher an die Passhöhe heran. 2014 ist sie bereits soweit ausgebaut, dass sie Monestier-le-Clermont passiert hat. Bald wird sich auch durch diese einzigartige Bergwelt eine Autobahn ziehen.
Wir genießen für heute die Fahrt auf der kleinen Straße, die füher einmal eine Nationalstraße war, die mit dem fortschreitenden Ausbau der Autobahnen in die Obhut der Departements übergegangen ist. Die gut ausgebaute Straße erklimmt eher unspektakulär mit vielen langen Geraden den Pass und ist insbesondere an der Passhöhe eher eben.
Entlang des Wegs finden sich immer wieder Aussichtspunkte, von denen man in tiefer gelegene, ebene Landschaften schaut. Man bewegt sich hier auf Höhen um 800 m. Wie auch bei la Mure geht die Autobahn in Richtung Grenoble mit großen Gefälle ins Tal. Von Sinard bis Staint-Georges-de-Commiers überwindet sie 600 Höhenmeter auf einer Strecke von 16 km. Bei Pont-de-Claix treffen wir schließlich auf die Route Napoléon.