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«Foto!!!», schallt
der Ruf meiner Zimmergenossen fast zeitgleich am frühen Morgen
durch das winzige Appartement. Ich stolpere noch etwas unbeholfen
hinaus auf den verschneiten Balkon, um die Bergspitze der
Pointe de
la Masse auf Halbleitermaterial zu bannen. Dass ich am letzten Tag
der Reise hier oben fahren können würde während
das Gebiet von Val Thorens praktisch vollständig geschlossen ist,
hätte
ich nicht erwartet, aber die Pisten liegen geschützt in einer
Mulde an
diesem weithin sichtbaren Berg.
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*
An jenem schönen Morgen mache ich einen verhängnisvollen Fehler. Statt zuerst die
Cîme de Caron zu fahren und auf
dem Weg hinab der
Pointe de la Masse einen Besuch abzustatten, fahre ich über den
Col de la Chambre und über
Menuires dorthin. Dabei hat man die Wahl zwischen den Pisten
David Douillet und
4 Vents, die sich im Hinblick auf Panorama
und Schwierigkeitsgrad nicht unterscheiden. Diese Länge beschert mir zwar ein schönes Bild von der Fachwerkkonstruktion der
Bergstation der
Cîme de Caron, dokumentiert auf einem
Foto, aber
der Berg selbst bleibt mir verwehrt. Vor 14 Jahren kam mir die schwarze Abfahrt dort schon nicht übermäßig spannend vor und
so tröste ich mich damit, dort oben auch schon mal gewesen zu sein.
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*
Ich mache zuerst einen Rundgang auf der flachen Kuppe der
Pointe de
la Masse und fotografiere. Heute ist der Tag mit den wenigsten
Pistenkilometern. Ich mache einfach zu viele Bilder. Und ich tue gut
daran, denn das Wetter ist nur an zwei Tagen wirklich schön.
Später werde ich mich an den Bildern erfreuen und nicht der Zeit
nachtrauern, die ich dafür vertrödelt habe. Hier oben auf
2800 Metern Höhe ist der Schnee noch in Ordnung und die nicht
präparierte schwarze Abfahrt hat Pulverschnee, den man in dieser Woche unterhalb von 2500 Metern kaum noch findet.
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Auch in der Bergrettungshütte ist die Welt noch in Ordnung. Das
Mittagessen lassen sich die Franzosen nun mal nicht verderben. Selbst
hier sorgt der Schnellkochtopf, der auf der Terrasse der Hütte
abkühlt, noch für eine anständige, warme Mahlzeit.
Nachdem die Fotos gemacht und die mit vertretbarem Aufwand erreichbaren
Pisten abgefahren sind, wechsle ich die Talseite und
schließlich auch das Tal in Richtung Meribel.
Les Menuires
ist nicht gerade eine Augenweide. Irgendwie scheint sich hier eine Vorstadt
von Paris in die Berge verirrt zu haben.