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Wir
verlassen den Campingplatz von Saint-Malo und machen einen kurzen
Abstecher zum Turm
Solidor.
Von dort hat
man am Morgen den besten Blick auf das
Gezeitenkraftwerk
an der Rance.
Die Sonne im Rücken erkennt man gut die ganze Breite des
Sperrwerks. Auf der Hinfahrt, die wir so gelegt haben, dass wir
über die Mauer fahren können, parken wir kurz und gehen auf
die andere Seite, von wo man einen netten Blick auf die Mündung
der Rance und den Turm
Solidor
hat.
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Das Gezeitenkraftwerk an der Rance steht in einer alten Tradition von
Wasserkraftwerken, die hier schon vor langer Zeit die Strömung von
Ebbe und Flut zur Gewinnung von Energie nutzten. Damals betrug der
Tidenhub 14 Meter. Erbaut am Anfang der 60er Jahre und 1966 in Betrieb
genommen, war das Kraftwerk viele Jahre lang das einzige seiner Art. Es
leistet maximal 240 MW und damit etwa so viel wie 1/4 Kernkraftwerk.
Seine Jahresleistung kann eine Stadt wie Rennes (200000 Einwohner)
versorgen. Der Tidenhub beträgt heute nur noch 8 Meter. In Korea
(Sihwa-ho) wurde 2011 ein Kraftwerk in Betrieb genommen, das nur die
auflaufende Flut zur Energieerzeugung nutzt. Trotzdem liefert es mit 254 MW mehr Energie als das an der Rance.
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Eine Turbinenschaufel in Originalgröße. Das Kraftwerk kann
die Wirkungsrichtung seiner Turbinen ändern, indem die Schaufeln
gedreht werden. Dadurch lässt es sich als Pumpspeicherwerk nutzen.
Eine schwache elektrische Spannung schützt gegen Korrosion. Hat
man bei Flut Strom übrig, presst man zusätzlich
Meerwasser in die Flussmündung. Wir treffen bei Ebbe ein und sehen
das Stauwehr prall gefüllt.
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Das Kraftwerk erfordert im Betrieb praktisch immer einen
Niveauausgleich, wenn Schiffe die Rance hinauf oder herunter fahren
wollen. Die dazu notwendige Schleuse bringt den gesamten Verkehr auf
der Straße für eine gute halbe Stunde zum Erliegen. Alle
Personen, die die Straßenseite gewechselt haben, sind vom
Rückweg abgeschnitten. Eine willkommene Gelegenheit, das Informationszentrum von EDF zu besuchen.